Wie gedacht (Abschied)

Abschied von seiner ungetreuen Liebsten

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Wie gedacht,
Vor geliebt, jetzt ausgelacht
Gestern in die Schoos gerissen
Heute von der Brust geschmissen
Morgen in die Gruft gebracht
Wie gedacht,
Vor geliebt, jetzt ausgelacht

Dieses ist
Aller Jungfern Hinterlist
Viel versprechen, wenig halten
Sie entzünden und erkalten
Öfters, eh ein Tag verfließt
Dieses ist
Aller Jungfern Hinterlist.

Dein Betrug,
Falsche Seele, macht mich klug
Keine soll mich mehr umfaßen
Keine soll mich mehr verlaßen
Einmal ist vorwahr genug
Dein Betrug
Falsche Seele, macht mich klug.

Denke nur,
Ungetreue Kreatur,
Denke, sag ich, nur zurücke
Und betrachte deine Tücke
Und erwege deinen Schwur
Denke nur,
Ungetreue Kreatur!

Hastu nicht
Ein Gewissen, das dich sticht
Wenn die Treue meines Herzens
Wenn die Größe meines Schmerzens
Deinem Wechsel widerspricht?
Hastu nicht
Ein Gewissen, das dich sticht?

Bringt mein Kuss
dir so eilends Überdruß
Ey so geh und küsse diesen
Welcher dir sein Geld gewiesen
Das dich wahrlich blenden muß
Bringt mein Kuß
Dir so eilends Überdruß.

Bin ich arm
Dieses macht mir wenig Harm
Tugend steckt nicht in dem Beutel
Gold und Schmuck macht nur die Scheitel
Aber nicht die Liebe warm
Bin ich arm
Dieses macht mir wenig Harm

Und wie bald
Mißt die Schönheit die Gestalt!
Rühmstu gleich von deiner Farbe
Daß sie ihres gleichen darbe,
Auch die Rosen werden alt.
Und wie bald
Mißt die Schönheit die Gestalt!

Weg mit dir,
Falsches Herze, weg von mir!
Ich zerreiße deine Kette,
Denn die kluge Henriette
Stellet mir was Beßers für.
Weg mit dir,
Falsches Herze, weg von mir!

Text: Johann Christian Günther (1751)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1751 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Ach wie bald ach wie bald“ ist ein Volkslied, das erstmals um 1780 in Schwaben aufgezeichnet wurde. Es soll zurück gehen auf ein Abschiedslied von Johann Christian Günther, das er einige Jahrzehnte zuvor gedichtet hatte.

Auf die Melodie des um 1800 wohl sehr populären Liedes dichtete Wilhelm Hauff 1824 dann  „Morgenrot Morgenrot“ über einen Soldaten, der in den Krieg ziehen und gemeinsam mit den anderen Soldaten sterben muß.

„Bald wird die Trompete blasen
dann muß ich mein Leben lassen
ich und mancher Kamerad
Gestern noch auf stolzen Rossen
heute durch die Brust geschossen
morgen in das kühle Grab“

Dieses Lied wurde bis in den Ersten Weltkrieg hinein vielfach gesungen und parodiert.