Schauder dringt durch alle Glieder
Wenn man liest von „Cimbria“
Dieses Dampfschiff wollte wieder
Fahren nach Amerika
Als Cuxhaven es vorüber
Sank ein starker Nebel nieder
Auf das große, weite Meer
Dunkle Nacht wars rund umher

Jeder war auf seiner Stelle
Und die Ordnung wohl an Bord
Damit nicht das Schiff zu schnelle
Sprach auch der Kapitän das Wort;
Die Maschinen halb zu steilen
In dem Nebel auf den Wellen
Sah man bei dem Schiffe dicht
Bald ein schwaches grünes Licht

Plötzlich kracht es von der Seite
„Sultan“ fuhr direkt sogar
Auf der grausen Meeresweite
Los aufs Dampfschiff „Cimbria“.
Furchtbar war die Schreckensstunde
Angstschrei tönte in der Runde
Denn ins tiefe Wassergrab
Sank das stolze Schiff hinab

Keine Rettung ließ sich blicken
„Sultan“ war bald außer Sicht
Manches Leben mußte knicken
Rettung gab es leider nicht
Gar nichts wurde unterlassen
Doch die großen Menschenmassen
Rannten nutzios hin und her
Und bald deckte sie das Meer

Wenige sind nur entkommen
Ach. vielleicht der achte Teil
Wie man leider hat vernommen
Findet noch am Leben Heil
Doch wie diese Leute sagen
Hat ein ritterlich Betragen
Den Offizieren nicht gefehlt
Auch vom Arzt wird so erzählt

Doch das Unglück wollt nicht weichen
Unnütz war der beste Mut.
Hunderte von Menschenleichen
Ruhn jetzt in der Wasserflut.
Könnte man hinunterschauen
o dann würde Angst und Grauen
Uns erfüllen auch sofort
An dem nassen Todesort

Doch es ist nun nicht zu ändern
Was geschehn ist. ist geschehn
Tief betrübt in allen Ländern
Jetzt die Leut´ im Blatte sehn
Was sich grausend hat begeben
So viel hundert Menschenleben
Mußten enden auf dem Meer
Großer Gott! Das Leid ist schwer

Vorsicht Ist gewiß vonnöten
Auf den Schiffen wie bekannt,
Die Schwimmgürtel, Rettungsbote
Waren alle gut imstand
Aber wenn das Schicksal wollte
Daß so untergehen sollte
Dieses Schiff mit Mann und Maus
Brechen unsre Tränen aus

Text und Musik: Verfasser unbekannt

Flugblatt über den Untergang des Dampfschiffes „Cimbria“, das am 19. Januar 1883 vor Borkum im Nebel von dem englischen Frachtdampfer „Sultan“ gerammt wurde. Es starben 416 Personen.

„Frohen Muts bei günst´gem Winde
flog die stolze „Cimbria“
fahren wollte sie geschwinde
ferne nach Amerika“

Liederthema:
Liederzeit: vor 1883 : Zeitraum:
Schlagwort:
Orte: ,

Anmerkungen zu "Untergang der Cimbria"

Als damals am 19. Januar 1883 die „Cimbria“ nach einer furchtbaren Kollision mit dem Dampfer „Sultan“ unterging, starben über 400 ihrer Passagiere und Crewmen. Eine Welle des Entsetzens und der Trauer ging durch die Medien und die Gesellschaft. Augenzeugen berichteten von dramatischen Szenen, die sich in den wenigen Minuten des Überlebenskampfes an Bord abgespielt hatten.

Untergang-der-Cimbria
Unter den Opfern waren dabei hauptsächlich Auswanderer aus dem Osten, die ihr Glück in Amerika suchen wollten, einige Prominente – und ein junger Mann aus Cuxhaven! Edmund Adolph Olbers war damals 20 Jahre jung und suchte als Sohn einer kinderreichen Familie vermutlich sein Glück in der weiten Welt. Doch fand er nur ein viel zu frühes Ende in den eisigen Fluten der Nordsee.

Allzu wenig wissen wir heute noch über ihn: Der Sohn einer Seemannsfamilie hatte 10 Geschwister und wohnte in der Neuen Reihe im Haus Nr. 69. Sein Bruder Hugo Alexander Olbers besaß später eine Bäckerei in dem Haus daneben, der Nr. 71, und sein Bruder Gustav Richard OIbers ein Speditionsunternehmen in der Nordersteinstraße Nr. 64.

Im Wrackmuseum Cuxhaven zeugen heute noch Fundstücke aus dem Wrack der „Cimbria“ von der damaligen Katastrophe. Auch im neuen Museum „Maritime Lebenswelten“, in dem ab 2012 die Exponate des Wrack- wie des Fischereimuseums zusammengeführt werden, wird die Geschichte des HAPAG-Dampfers eine wichtige Rolle spielen. Im Mittelpunkt der Ausstellung sollen dann die Menschen stehen, die von und mit der See lebten oder ihr, wie im Fall der „Cimbria“, zum Opfer fielen.

Deshalb ist nicht nur die Geschichte des Unglücksdampfers von Interesse für die Ausstellungsplaner, sondern auch die Frage, wer denn dieser junge Cuxhavener überhaupt war, der sich auf ihrer letzten Reise an Bord der „Cimbria“ befand. Gesucht werden daher weitere Informationen und Fotos zu Edmund Olbers, seiner Familie und seinem Geburtshaus. Wer Nachfahren der Familie kennt oder Fotomaterial besitzt, den bittet die Stadt Cuxhaven/Fachbereich Kultur/Abteilung „Museen und Stadtarchäologie“ um eine kurze Meldung im Wrackmuseum.

in: Kehrwieder , 2. Jahrgang , Nr. 8 , August 1958 –