Der Scheffer von der nuwen Stat

Der Schäfer von Neustadt

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Der Scheffer von der nuwen Stat

Der Scheffer von der Nuwen Stat
der hat myn dochter gar geren
Ich hab se im dick und vil verseit
ich meyn ich well se im geben
Nun hab dir myn dochtcr
ich gib dir myn dochter
Dis singent die scheffer alle

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort :: (1897, Nr. 933 „Der Schäfer von Neustadt“, ältester Dreher vor 1490)
Vom Text ist bloß diese eine Strophe erhalten. Sie wurde 1490 als Thema zu einer Predigt verwendet

 

Liederthema:
Liederzeit: vor 1490 : Zeitraum:
Orte:

Anmerkungen zu "Der Scheffer von der nuwen Stat"

Vom Text ist bloß diese eine Strophe erhalten. Sie wurde 1490 als Thema zu einer Predigt verwendet (s. WK. III, Nr. 1310) und stand in einem Handschriftenbande der verbrannten Bibliothek des evangelischen Seminars zu Straßburg Cod. G. 184, XV saec. Bl. 59:

„Hie fohet an ein schympflichc rede, genommen vs eim weltlichen Lied. Und ist kert uf ein geistlichen syn. Har vmb sol sich nyeman ergeren so man hört die vor rede, sunder beite ein wil, es wurt besser denn die wort an in selbs luttent.“

Die Vorrede heißt: Der Scheffer von der Nuwenstatt (Text wie oben steht). Dann folgte die geistliche Auslegung des weltlichen Liedes bis Bl. 65b, wo noch am Schluß stand: „Und dise bredigc hat gesetz herre cunrat pfettesheim, unser getruwer bichuatter. Anno 1490).

Eine geistliche Parodie des 16. Jahrhunderts hat WK. III, 1310 mitgeteilt:

Der Schäfer von der neuen statt
Jesus, der König der Ehren
Der sich zum Hirten dargstellt hat
Der laß mich sein Stimm hören
Sein Weg er mich weise
mich selbs trcnck und speise
sonst mag ich kommen nit ins ewig Leben

Aus der Hommclstciner Handschrift zu Anspach, 16. Jahrhundert, Bl 94. Überschrift: Der Schäfer. In der Wolfenb. Foliohandschr. 76, 13. Ausg. von 1596. Bl. 319 dasselbe geistliche Lied mit dem Anfange: Der Schaffhirt in der neuen statt. Überschrift: Im Thon: Der Scheffer in der neuen statt.

Die Melodie bis zum Wiederholungszeichen fand ich in Schmeltzel’s Ouodlib. 1549, Nr. 8. den Abgesang in einem Quodlib, bei Forster III, 1549, Nr. 49. Die 4 letzten Takte sind von mir ergänzt. Die Lesart im Altd. Ldb. 298 ist nach der hicrstehendcn zu berichtigen. Die Weise ist volkstümlich und für jene Zeit überraschend schön. — Bei M. Franck, Fasciculus Quodlibet. 1611. Nr. 2 ein abweichendes Fragment : Der Schefcr von der Neustadt , juch , juch , Hohe dey. Noch 1620 in dem Quodlibet „Grillenschwarm“ kommt der Textanfang vor: Der Schäfer von der Neustadt, juch, juchho, hohei! —

Daß es wirklich eine Tanzwcise war, wie ich früher vermutcte, bestätigt eine Stelle in der lat. Schrift: Epistolae obscurorum virorum 1515, herausg. von Böcking als Supplement seiner Huttenausgabe. Da heißt es im 33. Briefe des ersten Buches: „Neulich habe ich (Hutten) bei dem Abendtanzc im Hause des Schulthcißcn mit ihr dreimal im Chorreigcn getanzt: da blies der Pfeiffer die Weise vom „Schäfer von der neuen Stadt“ (cantilenam de pastore de nova civitate) und sogleich faßten alle Tänzer ihre Mädchen an, wie es gebräuchlich ist. Und auch ich ich drückte die meinige sehr innig an meine Brust und faßte sie mutig bei den Händen“. (s. meine Tanzgeschichte I, S. 324, wo das lateinische Original des Citats mitgeteilt ist.) Zu Hutten’s Zeit noch war also der Schäfer von der Neustadt eine beliebte Tanzweise, nach welcher Hutten beim Schulzen von Straßburg mittanzte.