Stimmt an mit hellem, hohem Klang
stimmt an das Lied der Lieder!
Des Vaterlandes Hochgesang
das Waldtal hallt ihn wi–hi–der!

Der alten Barden Kriegsgericht,
dem Kriegsgericht der Treue –
wir wissen, du verknackst uns nicht –
dir weihn wir uns aufs Neue!

Wir fingen fuffzehn von dem Pack,
das unser Preußen schädigt.
Es war ein schöner Märzentag.
Wir haben sie erledigt.

Sie sind von uns erschossen worn.
Doch ganz in Recht und Züchten.
Zwar sitzen ihre Wunden vorn …
Man kann auch rückwärts flüchten.

Wir wissen jeden krummen Weg.
Uns kann man nicht erweichen.
Der Mediziner im Kolleg
braucht Leichen, Leichen, Leichen!

Uns tut kein deutscher Richter nichts
und auch kein Staatsanwalte.
Die Schranken unsres Kriegsgerichts
der liebe Gott erhalte!

Zur Ahnentugend wir uns weihn,
zum Schutze deiner Hütten!
Wir lieben deutsches Fröhlichsein
und echte deutsche Sitten!
Ad exercitium executionis parati estisne?
Sumus!

Text: Kurt Tucholsky (Theobald Tiger), in Die Weltbühne, 08.07.1920, Nr. 28, S. 55
Musik: auf die Melodie von “
Stimmt an mit hellem hohen Klang
Lied über die Mechterstädter Morde vom März 1920

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Nach einem 14-strophigen Neujahrsgedicht „Es war erst frühe Dämmerung“, mit dem Matthias Claudius den Jahrgang 1773 des Wandsbecker Boten eröffnete, entstand um 1794 eine gekürzte Fassung mit dem neuen Anfang: „Stimmt an mit hellem hohem Klang“. Das Lied wurde zunächst besonders von Studenten auf eine Melodie von D. Spazier gesungen. Die populärste Fassung von Methfessel steht 1818 in dessen „Commers- und Liederbuch“. Das Lied ist besonders von deutschnationalen Burschenschaftern gesungen worden und entstand im Kontext der Befreiungskriege gegen das napoleonische Frankreich. Es ist vielfach parodiert und umgedichtet worden.