Liebenswürdig möcht ich sein (Kinderlied)

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Liebenswürdig möcht ich sein
Jedermann gefallen doch
wie nimmt man Herzen ein
wie gefällt man allen?

Macht´s die Stirn die fleckenlos
blondes Haar umziehet
Eine Wange wo die Ros
unter Lilien blühet?

Hilft ein Auge hell und rein
wie die Bergkristallen
Zähne wie das Elfenbein
Lippen wie Korallen?

Tut´s ein Körper wohlgebait
modelliert zum Malen?
wo die sanfte weiße Haut
Adern blau durchstrahlen?

Aber wie betrüglich sind
aller Schönheit Farben
Blumen die von einem Wind
schwanden oder starben?

Nein nur wo mit Edelmut
sich die Stirne schmücket
Menschenlieb in voller Glut
aus den Augen blicket

Auf der Wange Sittsamkeit
neben Rosen stehet
und des Mundes Lieblichkeit
Weisheit erst erhöhet

Wo Bewegung Stimme Gang
alles harmonieret
und wie reizender Gesang
gleich beim Anblick rühret

Wo das Herz mit Lieb erfüllt
Gegenlieb erwecket
und die Menschheit Gottes Bild
überall entdecket

Da ist Schönheit, Trefflichkeit
Lieb und Wohlgefallen
da gefällt man allezeit
da gefällt man allen

Text: Christian Felix Weiße , 1780 , vermutlich erstmals in Kinderfreund , 3. Auflage, Leipzig, 1780 , „Die Schönheit  , ein Kinderlied“
Melodie : Hiller ()
in Als der Großvater die Großmutter nahm (1885)