Liederlexikon: Herms Niel

| | 1888
Herms Niel
Herms Niel

Herms Niel , eigentlich Hermann Nielebock , wurde am 17. April 1888 in Nielebock bei Genthin geboren und starb 1954 in Berlin.  Hitlers „musikalischer Oberzeremonienmeister“ machte zunächst in diversen Regimentern und Militärkapellen Karriere, war dann im 1. Weltkrieg der  Leiter des Musikkorps eines Infanterie-Regiments bevor er nach einigen Jahren als Finanzbeamter der Mitgründer eines Ritterschaftsorchesters wurde. Gleich zu Beginn der nationalsozialistischen Diktatur trat er in die  NSDAP ein und brachte es bald zum Kapellmeister beim Reichsarbeitsdienst.
Auf den als Propagandaveranstaltungen inszenierten Reichsparteitagen der NSDAP in Nürnberg dirigierte Niel dann alle Reichsarbeitsdienst-Musikzüge. Seine Marschlieder, die weitgehend der NS-Propaganda dienten, wurden entsprechend ausgiebig vom NS-Regime verbreitet und erlangten insbesondere während des Zweiten Weltkrieges in der Öffentlichkeit große Popularität.

Mit National-Hits wie „Auf der Heide blüht ein kleines Blümelein“ , „Antje, mein blondes Kind“, „Tschingta Jschingia Bummfara“ hatte er so etwas wie ein Monopol auf die Klänge, mit denen Hitler die Soldaten der deutschen Wehrmacht ihrer Vernichtung entgegenmarschieren ließ und ihren Witwen in spe daheim die Wartezeit kurzweiliger gestalten wollte. Nach Kriegsende paßte sich Herms Niel den neuen Gegebenheiten und dem, was er dafür hielt, an………von den Entnazifizierungsbehörden inzwischen wie die Schultzes und Schmidts als »Mitläufer« eingestuft, spielte er seine alten Weisen mit Vorliebe wieder den Neofaschisten auf: Anfang der sechziger Jahre mußten einige seiner Konzerte wegen »Gefährdung der öffentlichen Sicherheit« verboten werden.

Ohne das Aufkommen der Nazis hätte der einstige Bauernorchester-Chef Nielebock, Jahrgang 1888, vermutlich im heimatlichen Sachsen die väterliche Scholle bewirtschaften müssen.
( Zitate in „Musik und Musikpolitik im faschistischen Deutschland“ , S. 217f)