Liederlexikon: Feige
Pflanzen | 1908
Die Feige ist in Deutschland nicht einheimisch gewesen. Sie ist auch jetzt noch gewissermaßen als Gast in unseren kälteren Breitengraden zu betrachten. Im Mittelalter hat man sie in Treibhäusern, bisweilen im Freien zu kultivieren versucht. Schon Albertus Magnus (i193 bis 1280) bespricht sie in seinem Buche de vegetabilibus. Die sehr starke Erotik, die sich mit ihr verknüpft, ist von südlichen, oft sehr alten Vorstellungen ausgegangen.
Schon im Orient ist die Feige das Symbol der Fruchtbarkeit und der Fortpflanzung. Der Feigenbaum vertritt öfter als Baum der Erkenntnis den Apfelbaum (so auf dem bekannten Genter Altar). Das erste Menschenpaar bedeckte sich daher mit einem Feigenblatt. Im ganzen Orient galt und gilt die Feige als Sinnbild einer zahlreichen Nachkommenschaft. In Aegypten war der Feigenbaum dem Osiris heilig; man verglich seine Frucht mit dem Penis. Ebenso gilt bei den Indern der Watabaum, eine Feigenbaumart, als Zeugungs- und Lebensbaum.
Die Feige war bei den Hellenen dem sinnlich weichlichen Zeugungsgotte Dionysos heilig, sie war das in der Pflanzenwelt, was das Schwein in der Tierwelt war: ein deutliches Symbol der Fruchtbarkeit und der Zeugungskraft.
Zu der strotzenden Früchtefülle, zu dem weichlichen Fleisch trat die unzählige Menge von Samenkörnern im Innern, ein Reichtum, wie bei der Granate. Feige wie Schwein (sykon und choiros) waren daher von altersher beliebte Bezeichnungen des weiblichen Geburtsgliedes. So wird z. B. bei Aristophanes (pax 1318 u. a.) die Feige für die vulva gebraucht, daher heißt sykazo eine Frau unzüchtig belasten (etwa „feigeln“). —
Der Feigenbaum wie seine Frucht war auch dem Priapus auf Lampsakos heilig, in dem das phallische Wesen in höchster Potenz erscheint, ebenso dem phallischen Hermes. Das Bild dieses Gottes wie auch der Phallus, das männliche Zeugungsglied, waren aus Feigenholz geschnitzt. — In Athen schüttete man Feigen über die Braut beim Eintritt in das Haus des Bräutigams aus, — An den Dionysien, jenem Frauenfeste, trugen junge Mädchen Feigen als Symbole ihrer Fruchtbarkeit in goldenen Körben, auch Schnüre von trockenen Feigen hatten sie um den Hals, in der Kiste lag ein Phallus von Feigenholz als Symbol der nie verlöschenden Zeugungskraft.
So wird also die Feige als Symbol der Vulva wie des Penis, des weiblichen wie des männlichen Prinzipes, gebraucht. Siehe den Ergänzungsband. —
Eine frühzeitig reifende Feigenart hieß bei den Griechen kokkyx. Über die erotischen Beziehungen zum Kukuk siehe auch die „Orche“.
Medien: Volkserotik und Pflanzenwelt
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