Es ging ein Knäblein sachte (Der tote Freier)

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Es ging ein Knäblein sachte
wohl an das Fensterlein:
„Schön´s Lieb bist du darinnen?
Steh auf und laß mich ein!“

„Ich kann mit dir wol sprechen,
einlassen darf ich dich nicht:
bin schon mit einem versprochen,
kein Andern mag ich nicht.“

„Mit dem du bist versprochen,
schöns Liebchen, das bin ich;
reich mir dein schneeweiß Händelein,
vielleicht erkennst du mich.“

„Du schmeckst mir ja nach Erde,
ich mein, du bist der Tod!“
„Soll ich nicht schmecken nach Erde,
wenn ich hab drunten gelegn?

Weck auf dein Vater und Mutter,
weck auf die Freunde dein!
Grün Kränzlein sollst du tragen,
bis in den Himmel ’nein.“

in: Erk-Böhme , Deutscher Liederhort , Nr.197b

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1890 : Zeitraum: