Johannes Cotta (Portrait)

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Die deutsche Burschenschaft wurde gegründet, und aus vollem Herzen, mit ganzer jugendlicher Begeisterung für Vaterland und Freiheit schloß sich Cotta dieser neuen Richtung an. Aber eben dieser Enthusiasmus, verbunden mit dem ihm innewohnenden und mit aller Liebe gepflegten und ausgebildeten musikalischen Talent, trieb ihn zu einer besonderen Bethätigung desselben. Zwei Jahre vorher, im April 1813, hatte Ernst Moritz Arndt sein kerniges Lied: „Was ist des Deutschen Vaterland?“ der Deutschen Zeitung zur Aufnahme überlassen. Der Dichter hatte dabei bescheiden bemerkt, daß ihm das Lied nicht verfehlt erscheine. Indem es aber in Wirklichkeit der treue Ausdruck der Zeit war, in welcher es entstanden, indem es dem sich gegen die Unterdrückung aufbäumenden, nach nationaler Einigung ringenden Volksgeiste den entsprechenden energischen Wortlaut gab, wurde es überall und namentlich auch in akademischen Kreisen, mit Theilnahme aufgenommen und erweckte überall Begeisterung. Aber noch fehlte ihm der Ton, die Weise, wodurch es recht von Mund zu Mund, von Herzen zu Herzen klingen konnte.

Dem schönen kräftigen Lied die entsprechende Weise zu geben, war der Gedanke unsers burschenschaftlich gesinnten Cotta. Er ging rasch an’s Werk, und auf seinem einfachen, stillen Studentenstübchen schuf er aus jugendlich begeistertem Herzen heraus eine dem Arndt’schen Text sich innig anschließende, ihn musikalisch wahrhaft reproducirende, kräftige, schwungvolle Melodie. Wir verkennen keineswegs die eigenthümlichen Schönheiten der weit später entstandenen Reichardt’schen Weise, welche übrigens die ältere Cotta’sche Melodie augenscheinlich benutzt hat, aber unbestreitbar ist es, daß die Cotta’sche Weise es ist, die zum eigentlichen Volksliede geworden, und mehr als zweifelhaft bleibt es, ob das schöne Arndt’sche Lied jemals zur Volkshymne geworden wäre, wenn es nicht damals durch die Cotta’sche Composition eine volksthümliche, leicht singbare Weise erhalten hätte. Die vollendete Composition theilte Cotta seinem Universitätsfreund Georg Friedrich Hanitsch mit, einem ebenfalls mit musikalischem Talent erfüllten Jüngling, der damals zu Arndt’s Bundesliede „Sind wir vereint zur guten Stunde“ die erhebende Melodie componirte. Er ging ihm beim Instrumentiren und Einüben des Vaterlandsliedes wacker zur Hand, und am 12. Juni 1815, als im Gasthof zur Tanne bei Jena die Burschenschaft gegründet wurde, als die landsmannschaftlichen Fahnen zum Zeichen der Auflösung der Landsmannschaften sich senkten und Alle sich brüderlich umarmten, erscholl zum ersten Mal in Deutschland das Lied: „Was ist des Deutschen Vaterland?“ Wie begeistert sangen die Jünglinge hier bei ihrer Einigung in nationalem Geiste das gewaltige Lied der deutschen Einheit! Wie innig sangen sie:

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