Es sag ein Jeder, was er will
dass ein Soldat muß leiden viel
Hitz und Kält‘ muß er ertragen
muß sein Gewehr, Tornister tragen
und dies und jenes noch vielmehr
zuletzt gibt er sein Leben her.
In der Kasern‘ er wohnen muß
Das ist sein einziger Verdruß.
Da gibt es nichts als Graupenkochen,
Wenig Fleisch und viele Knochen:
Das ist sein einzig Mittagsbrot
Des Abends muß er leiden Not
Des Morgens wenn der Tag anbricht
Der Unteroffizier im Zimmer spricht:
Steht auf und tuet euch rasieren
Wies eim Soldaten tut gebührn.
Zieht euch recht munter und sauber an
Es kommt vielleicht der Herr Hauptmann.
Die Montierung ist auch sehr klein
Das Tuch dazu ist auch nicht fein
Die Hosen sind wohl ohne Futter
Das Brot ißt man ohne Butter.
Schuh und Stiefel sind auch nichts nutz
Das Haar am Kopf ist abgestutzt
Und kommt der Geldtag nun herbei
So hört man schon das Wehgeschrei
Kaum hat man nun das Geld empfangen
So kommt die Waschfrau schon gegangen
Der Wirt der schreit zur Tür herein:
Soldat, bezahl den Branntewein
Wie schimpft und flucht nicht der Soldat
Wenn er kein Geld im Beutel hat
Er schimpft ja nicht aus Herzensgrund
Es kommt ja nur aus seinem Mund
Und Gott der Herr, der ist gerecht
Der straft ja keinen Kriegesknecht
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1893, Nr. 1401 „Soldatenleiden“)
„Das Lied ist noch in mehreren Lesarten vorhanden. Hier aus gewesener Soldaten Munde in Hessen-Nassau.“
Aus Hessen-Nassau, um 1880. –