Es jagt ein Falke zwei weiße Hermelein

Spott gegen Mißheirat

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Es jagt ein Falke zwei weiße Hermelein
Es leit so hart gefangen
Das junge Herze mein.

Es leit so hart gefangen und hat doch keine Macht
So kumm, du kleiner Hensel,
Führ die Speier und Klaffer hin!

Ein frisch jung Weib bei dem alten Mann entschlief.
Viel länger und je öfter
Sie den hellen Morgen anrief

Ei ist es Tag, oder will es schier tagen?
Oder will die liebe lange Nacht
Nimmermehr Kein End nicht haben?

Es ist nit Tag, es taget aber schier:
Ist doch die liebe Mitternacht
Gar neulichen hinfür.

Wohl auf, du alter fauler Mann, mit deinem jungen Weib
Und der heur zu diesem Jahr
Nimmer auf den Ofen gesteigen kann!

Man sollt ein solchen, ein solchen alten Mann
Mit einem eisernen Flegel
Zu der hintern Tür ausschlan.

Text in: Bergkreven 1536, Nr. 44. Daher auch Uhland Nr. 84.
in Deutscher Liederhort II (1897, Nr. 891 „Spott gegen Mißheirat“)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1536 : Zeitraum:

Anmerkungen zu "Es jagt ein Falke zwei weiße Hermelein"

Erklärung:

  • 1, 4 Hermelin, altd. harmin (im Druck „ermeleyn“) ein im nördlichen Europa und Asien lebendes großes Wiesel, dessen brauner Pelz im Winter ganz weiß wird. Nicht ohne Witz ist das Bild von der Jagd des Falken auf das Hermelin dem Liede von dem Mann, der ein junges Weib heiratet, an die Spitze gestellt, um die Entrüstung und den Spott des Volkes über solchen physischen und psychologischen Skandal loszulassen.
  • 2. 3 Speier, Spötter: = Klffer, Schwätzer, der Böses besonders liebend nachredet.
  • 4, 1 schier = bald.
  • 5, 3 gar neulichen = ganz kürzlich erst vorbei. Das ist eine Anspielung auf die nächtlichen Seufzer des jungen Weibes.