Es freit ein Wassermann weit und breit (Guben)

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Es freit ein Wassermann weit und breit (Guben)

Es freit ein Wassermann weit und breit
von dem Berg wol über die See
er freite das königliche Töchterlein
die schöne Agnete

Er ließ ihr eine Brücke baun
von dem Berg wol über die See
worüber sie sollte spazieren gehn
die schöne Agnete

Sie that darüber wol manchen Gang
von dem Berg wol über die See
bis daß die Brücke hinunter sank
mit der schönen Agnete

Darunter wohnt sie wol sieben Jahr
von dem Berg wol über die See
bis daß sie sieben Söhne gebar
die sehöne Agnete

Sie hörte die Glocken gar schöne gehn
von dem Berg wol über die See
da wollte sie zur Kirche gehn
die schöne Agnete

Und als sie an die Kirchenthür kam
von dem Berg wol über die See
da neigte sich der Kirchenschrank
vor der schönen Agnete

Und als sie aus der Kirche kam
von dem Berg wol über die See
da stand der kleine wilde Wassermann
vor der schönen Agnete

Sprach Willst du mit mir hinunter gehn (gahn)
von den Berg wol über die See
oder willst du dein Leben auf Erden lassn (ahn)
du schöne Agnete

Eh ich mit dir unters Wasser wollt gehn
von dem Berg wol über die See
viel liebr will ich mein Leben auf Erden lassn
ich arme Agnete

Er zog wol aus sein blankes Schwert
von dem Berg wol über die See
und hieb ihr ab den Kopf so zart
der schönen Agnete

Sie sank dahin in das grüne Gras
von dem Berg wol über die See
auf jedem Tröpfchen Blut ein Engelein saß
von der schönen Agnete

Diese Version mündlich überliefert aus der Gegend von Guben .
abgedruckt in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 16a) mit eigener Melodie

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1856 : Zeitraum:
Orte: ,
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Die Ballade „Es freit ein wilder Wassermann“ ist in verschiedenen Liedfassungen überliefert: Ein wilder Wassermann will die Königstochter zu sich ins Wasser holen, wo sie mit ihm leben soll.  1817 erstmals aufgeschrieben, ist „Es freit ein wilder Wassermann” aber vermutlich recht alt. Es gibt auch Fassungen, in denen der Wassermann schlicht ein reicher Mann ist, der sich die schöne Tochter kraft seines Reichtums holen kann.

Ähnlichen Inhalts  ist die alte schwedische Ballade „Bergkönig und Königstochter“ (Altschwedischen Balladen). In de schwedischen Ballade wird die Liebe des Kindes zu seiner Mutter verherrlicht, während im deutschen Liede die Liebe der Mutter zu ihren Kindern zum Thema wird. In der schwedischen Ballade vergißt „Schön Gretchen“ Himmel und Erde, Gott, Bruder und Schwester, aber nicht ihre traurige Mutter; in der deutschen Ballade verlässt die „schöne Hannele“  Vater und Mutter und gibt die ganze Welt auf, um nur bei ihren Kindern im Wasser zu bleiben.