Dort wo die klaren Quellen rinnen

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Dort wo die klaren Quellen rinnen
Seht ihr das Hüttchen dort wohl stehn?
Dort wohnt von allen Schäferinnen
Die Schönste, die ich je gesehn
Und böte man mir Gold und Kronen
So dächt ich doch in meinem Sinn
Im Hüttchen möcht ich lieber wohnen
Und bei der schönen Schäferin.

Dort durch die dichten Blütenbäume
Kannst du ihr Fensterlein erspähn
Und wenn ich wache, wenn ich träume
Das Fenster muß ich immer sehn
Denn durch die grünumrankten Scheiben
Schaut sie mich gar zu freundlich an
So freundlich, daß ich’s nicht beschreiben
Und daß ich’s kaum ertragen kann.

Treibt sie im frühen Morgenschimmer
Die zarten Lämmchen in den Hain
Dann sagt mein armes Herz mir immer
Ach, möchtest du ihr Schäfer sein
Und heimlich nehm ich meine Flöte
Und schleich‘ um ihre Triften her
Und wenn man mir den Himmel böte
Zu Hause kehrt‘ ich nimmermehr

Und wenn die goldnen Sterne blinken
Und jeder Laut im Haine ruht
Dann läßt sie ihren Schleier sinken
Und taucht sich in die klare Flut
Wie gern würd‘ ich sie dann belauschen
Doch wag ich’s nicht hinzuzugehn
Denn ach, es könnt ein Blättchen rauschen
Und nie dürft ich sie wiedersehn

Auch wenn des Nachts die Elfen weben
Schlich‘ ich mich gern zum Fensterlein
Und flüsterte: Mach auf, mein Leben
Und laß in’s Hüttchen mich hinein
Doch möchte sie mich kommen hören
Mein leises Klopfen an der Tür
Es könnte sie im Schlummer stören
Drum bleib‘ ich lieber einsam hier

Oft wollt‘ es mir im Traume scheinen
Als wandelten wir Hand in Hand
Und immer mußt‘ ich herzlich weinen
Wenn ich beim Wachen sie nicht fand
Dürft‘ ich mein Leiden ihr nur klagen
Gewiß, sie sagte mir alsdann
Warum mein Herz für sie nur schlagen
Mein Geist an sie nur denken kann.

Text: Ernst Schulze (in:  Sämmtliche poetische Schriften, Band 4, Leipzig 1819–1820, S. 153-155)
Musik: Melodie von Karl Geißler ?

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1813 : Zeitraum:

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