Der Tag ist weg und geht (Abendgedanken)

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Der Tag ist weg; und geht, die Augenlider
Sind matt, und fallen zu. –
Der schöne Tag!– doch morgen kommt er wieder
Ich eil‘ indes zur Ruh

Gespielet hab‘ ich heut, gelacht, gesungen
Gewiß, das freut mich sehr
Doch ist mir‘ s auch im Lernen wohl gelungen
und das, das freut mich mehr

Ich habe meinen Eltern viel Vergnügen
Mit meinem Fleiß gemacht
O schön! das soll mich süß in Schlummer wiegen
Und würzen mir die Nacht

Mir wird vom frommen lieben Kindern träumen
Die nun im Himmel sind
Und spielen unter schönen Apfelbäumen
komm süßer Traum geschwind

Nein, komm noch nicht! Laß mich vor allen Dingen
Hinauf zum Himmel sehn,
Und meinen Dank dem lieben Gotte bringen
Vor dem die Engel stehn

Du, lieber Gott, hast alles das gegeben
Was mich so ſehr erfreut
Gesundheit, Eltern, Lehrer, und daneben
Die liebe Sommerzeit

Den schönen Garten, Wiesen, Bach und Lauben,
Mein liebes Blumenbeet
Mein allerliebſtes kleines Haus voll Tauben
Und all mein Spielgerät

Du hast mir auch den schönen Tag gegeben
Und Lernezeit und Spiel
Und dies vergnügte, süße, süße Leben
Und noch so Tausend viel

O lieber Gott, ich danke dir, ich danke!
O sei mir ferner gut!
Du Gütiger! noch mal: ich danke, danke!
Sei mir doch ferner gut!

Gib, daß ich dich und meine Eltern liebe
Und gerne folgsam sei
Und immer mich in allem Guten übe
Und steh mir immer bei!

Ach! was erfleht man nicht von dir für Gaben !
O Gott, ich faß es kaum !
Laß alle Teil an deinem Segen haben!
Und – komm nun, schöner Traum !

Text: Christian Overbeck (1781)
in Fritzchens Lieder (1781)