Das Christkind flog nach Crimmitschau

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Das Christkind flog nach Crimmitschau
Es rührte froh die Schwingen:
Den armen Weberkindern wollt´
Es Weihnachtsgaben bringen.
Doch als es an das Stadttor kam,
da mocht´ es schier verzagen
es packte ein sächsischer Landgendarm
das Christkindlein beim Kragen

Man schleppt‘ es in das Wachtlokal;
Und als man aus seinen Papieren
Ersah, daß es kein Streikbrecher war,
da wollt‘ man’s arretieren.
Das Christkind flog zum Gotteshaus;
Doch als der Pfarrer vernommen,
zu welchem Zweck das Kindlein war
nach Crimmitschau gekommen,

Durchbohrt es der fromme Gottesmann
Mit zornerfüllten Blicken
Und plärrte „Weh!“ und schlug ein Kreuz
Und wandte ihm den Rücken.
Welch Segenswünsche das Christkind drauf
Der Obrigkeit bescherte
Ich wünschte nicht, daß der Staatsanwalt
Davon ein Wörtlein hörte !

Nur dieses vertrau ich Euch heimlich an –
Verschwiegen sind wir Poeten -,
daß das Christkindlein noch selbigen Tag
aus der Landeskirche getreten.

Text: J.S.
in: “ Der wahre Jacob “ –  12.1.1904
Nach: Westfalen-Lippe / Westfälisches Industriemuseum

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