Alle Vögel sind schon da (die Rekruten alle)

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Alle Vögel sind schon da:
Die Rekruten alle.
Wie sie ihre Koffer ziehn,
Die Gesichter schwitzend glühn
Schon in ernstem Dienstbemühn.
Musik mit Klang und Schalle.

An dem Tore warten schon.
Voll von großer Freude,
Musketier und Grenadier,
Gefreiter und Herr Unteroffizier.
Alle, alle sind sie hier,
Kerls von Samt und Seide.

Feldwebel ist auch schon da,
Fragt nach ihrem Namen,
Fragt nach ihrem Heimatland,
Konfession, Geburt und Stand.
Fragt genau, aus welcher Kant
Sie denn eigentlich kamen.

Und dann geht’s zur Kammer hin,
Sachen zu empfangen.
Röcke werden ausprobiert,
Schädel helmhaft ausgeziert.
Der Nagelstiefel dazu klirrt.
Mehr kann man nicht verlangen.

Dann heißt es zum Essen gehn!
Für den neuen Krieger.
Nimmt den Picknapf in die Hand,
Reinigt ihn zuerst mit Sand.
Waschtuch ist ihm da die Hand.
Er wird schon recht viel klüger

Und die alten Leute dann
Nehmen ihn in die Mache.
Er wird täglich edler, feiner,
So schön wie er ist fraglos keiner.
Doch dabei wird er auch kleiner –
Und schon kommt er auf Wache.

Manchmal kommt ein Mißgeschick
Ueber ihn herunter.
Arrest der ist nun grad nicht schön,
Drei Tage ist er nicht zu sehn.
Er kämpft mit Wanzen und mit Flöhn;
Die Sache ist recht munter.

Vom Kalender streicht er ab,
Tage, Monat, Jahre.
Sprengt er die dreihundert dann,
Wird er schon ein „alter Mann“,
Der schon vieles weiß und kann.
„Reserve ist das Wahre!“

Text: anonymer Verfasser – vor 1926
Musik: nach der Melodie „
Alle Vögel sind schon da
Der Kamerad“ – Deutsche Soldaten- und Seemannslieder ,. Gesammelt von Fr. Schwagmeyer – Witten an der Ruhr , 1926 – DVA: V 4 / 4300

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1926 : Zeitraum:
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Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Alle Vögel sind schon da“ ist ein Lied mit einem Text von Hoffmann von Fallersleben, den er auf das damals bekannte Volkslied „Morgen muß ich fort von hier“ bzw. „Nun so reis ich weg von hier“ schrieb. Während das Originallied vom Abschied und dem Aufbruch in die Ferne handelt, erzählt Hoffmanns Lied von der Wiederkehr der Zugvögel im Frühling.

Die Melodie ist eine alte Volksweise des 16. Jahrhunderts. Sie wird auch zu dem Spiellied „Morgen wollen wir Hafer mähen“ verwendet.  1835 schrieb dann Hoffmann von Fallersleben den neuen Text von der Wiederkehr der Zugvögel. Eine besondere Grausamkeit der Nationalsozialisten war, dass sie dieses Lied vielfach von KZ-Häftlingen spielen liessen, wenn entflohene Häftlinge wieder eingefangen worden und zurück ins Lager gebracht worden sind.

Auf „Morgen muss ich fort von hier“ komponierte Silcher 1830 eine neue, mehr dramatisch aufgeladene Melodie, die gemeinsam mit Hoffmanns Kinderliedertext die alte Melodie zu dem Abschiedslied verdrängte.