Wie war zu Köln es doch vordem (Heinzelmännchen)

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Wie war zu Köln es doch vordem
mit Heinzelmännchen so bequem
Denn, war man faul, – man legte sich
hin auf die Bank und pflegte sich

Da kamen bei Nacht
eh` man`s gedacht,
die Männlein und schwärmten
und klappten und lärmten
und rupften und zupften
und hüpften und trabten
und putzten und schabten
und eh` ein Faulpelz noch erwacht`
war all sein Tagewerk bereits gemacht

die Zimmerleute streckten sich
hin auf die Spän` und reckten sich.
indessen kam die Geisterschar
und sah, was da zu zimmern war
Nahm Meißel und Beil
und die Säg` in eil
sie sägten und stachen
und hieben und brachen
berappten und kappten
visierten wie Falken
und setzten die Balken.
eh` sich`s der Zimmermann versah
klapp, stand das ganze Haus schon fertig da

Beim Bäckermeister war nicht not
die Heinzelmännchen backten Brot
die faulen Burschen legten sich
die Heinzelmännchen regten sich
und ächzten daher
mit den Säcken schwer
und kneteten tüchtig
und wogen es richtig
und hoben und schoben
und fegten und backten
und klopften und hackten.
die burschen schnarchten noch im Chor:
da rückte schon das Brot, das neue, vor

Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell und Bursche lagen in Ruh
indessen kamen die Männlein her
und hackten das Schwein die kreuz und die quer
das ging so geschwind wie die Mühl` im Wind!
die klappten mit Beilen, die schnitzten an Speilen
die spülten, die wühlten und mengten und mischten
und stopften und wischten
tat der Gesell die Augen auf
wapp, hing die Wurst da im Ausverkauf

Beim Schenken war es so: es trank
der Küfer bis er niedersank
am hohlen Fasse schlief er ein
die Männlein sorgten um den Wein
und schwefelten fein
alle Fässer ein,
und rollten und hoben
mit Winden und Kloben
und schwenkten und senkten
und gossen und panschten
und mengten und manschten
Und eh der Küfer noch erwacht
war schon der Wein geschönt und fein gemacht

Einst hatt´ ein Schneider große Pein:
der Staatsrock sollte fertig sein
warf hin das Zeug und legte sich
hin auf das Ohr und pflegte sich
Das schlüpften sie frisch
in den Schneidertisch
da schnitten und rückten
und nähten und stickten
und fassten und passten,
und strichen und guckten
und zupften und ruckten…
Und eh mein Schneiderlein erwacht:
War Bürgermeisters Rock… bereits gemacht

Neugierig war des Schneiders Weib
und macht sich diesen Zeitvertreib
streut Erbsen hin die andre Nacht,
die Heinzelmännchen kommen sacht
eins fähret nun aus
schlägt hin im Haus
die gleiten von Stufen
und plumpen in Kufen
die fallen mit Schallen
die lärmen und schreien
und vermaledeien
Sie springt hinunter auf den Schall
mit Licht: husch husch husch husch! – verschwinden all

O weh! nun sind sie alle fort
und keines ist mehr hier am Ort
Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn
man muss nun alles selber tun
Ein jeder muss fein
selbst fleißig sein
und kratzen und schaben
und rennen und traben
und schniegeln und biegeln
und klopfen und hacken
und kochen und backen
Ach, dass es noch wie damals wär
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her

Text: August Kopisch (1836)
Musik: ?
in: Als der Großvater die Großmutter nahm (1885)
in Mundart: Wat wor dat doch en Kölle….

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