Oranienburgs Gefangene,
Die elf, zwölf Tausend Mann,
Die treten alle Tage
Dreimal vorm Tore an.
Oft mußte man abends länger stehn,
Doch morgens muss es eilig gehn!
Ans Werk ziehn dann in langem Trab
Mit gleichem Schritt, die Mütze ab,
Die Roten, Asos und Bevaus
Durchs Turmhaus
Zum Tor hinaus!

„Von Meilenstein zu Meilenstein“
Steht weiss auf grün geschrieben,
„Führn euch Wege in die Freiheit rein,
Zurück zu euren Lieben.“
Willst Du zurück, zu Dir nach Haus,
Marschier kopfhoch mit Mut gradaus;
Geh nicht wie eine Primel ein,
Lauf auch nicht in den Draht hinein,
Du sollst, statt durch den Schornstein gehn:
Durchs Turmhaus,
Zum Tor hinaus!

Im Schlaf spukt noch das Turmhaus,
Das Turmhaus überm Tor,
Im Traum stehn wir wie Beter
Erwartungsvoll davor.
Wie aus ner Fall entwischt die Maus,
Stolzierst im Geist am End Du raus.
Zu schön bleibts noch um wahr zu sein
Und unsre Sehnsucht läuft allein
Durchs Turmhaus,
Zum Tor hinaus!

Dein Name wird gerufen,
Schon flitzest du ans Tor,
Ja, ist denn sowas möglich,
Stellt euch nur sowas vor!
„Nun bist Du reif, heut kommst Du fort!“
Sagt Dir der Führer vom Rapport.
Ade Buntwinkel und Zebrakluft,
Jetzt geht es an die Frühlingsluft
Nun hau ich ab, nun nichts wie raus:
Durchs Turmhaus,
Zum Tor hinaus!

Text und Musik: Walter Hammer  –
IfZ München, ED 106, Bd. 75. Gesammelt von Walter Riemer. „Zum Tor hinaus“ entstand im Juli 1942