Zehn kleine Negerlein (übern Rhein)

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Zehn kleine Negerlein
Die fuhren übern Rhein
Das eine ist in’s Wasser gefall´n
Da waren´s nur noch neun

Ein klein, zwei klein, drei klein
Vier klein, fünf klein Negerlein
Sechs klein, sieb´n klein, acht klein
Neun klein, zehn klein Negerlein

Neun kleine Negerlein
Die gingen auf die Jagd
Das eine wurde totgeschossen
Da warens nur noch acht

Acht kleine Negerlein
Die gingen in die Rüb´n
Das eine hat sich totgegessen
Da waren’s nur noch sieb´n

Sieben kleine Negerlein
Die gingen zu ´ner Hex
Das eine hat sie totgehext
Da waren´s nur noch sechs

Sechs kleine Negerlein
Gerieten in die Sümpf
Das eine ist d´rin stecken geblieb´n
Da waren´s nur noch fünf

Fünf kleine Negerlein
Die gingen mal zum Bier
Das eine hat sich totgetrunken
Da waren´s nur noch vier

Vier kleine Negerlein
Die aßen heißen Brei
Das eine hat zuviel gegessen
Da waren´s nur noch drei

Drei kleine Negerlein
Die fuhr´n in die Türkei
Den einen traf der Sonnenstich
Da waren´s nur noch zwei

Zwei kleine Negerlein
Die fingen an zu weinen
Der eine hat sich totgeweint
Da gab es nur noch einen

Ein kleines Negerlein
Das fuhr mal in der Kutsch
Da ist es unten durchgerutscht
Da war´n sie alle futsch

Eine weitere Fassung von Zehn kleine Negerlein, Entstehung unklar. Die 8. und 9. Strophe auch mit anderem Wortlaut (Ringel Rangel Rosen, 1913, Ausgabe 1949):

Drei kleine Negerlein
die fanden einst ein Ei
das eine hat sich fortgeschlichen
da waren´s nur noch zwei

Zwei kleine Negerlein
die gingen zu nem Schreiner
der hat das eine eingesargt
da war es nur noch einer

In „Ringel Rangel Rosen“ (1913) auch mit Spielerklärung: „Die Kinder bilden einen Kreis, in dem die 10 Negerlein stehen, von denen eins nach dem andern in den Kreis zurückkehrt. Bei Strophe 10 kommen 9 Negerlein in den Kreis.“ (aus Hessen)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1913 : Zeitraum:
Schlagwort:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Zehn kleine Negerlein“ ist als Lied seit 1885 in Deutschland bekannt und seine rassistische Herkunft ist offensichtlich. Zudem fiel der deutsche Erstdruck zeitlich genau zusammen mit der Berliner Kongo-Konferenz, bei der die europäischen Mächte den Westen des afrikanischen Kontinents in  „Kolonien“ aufteilten, um die Menschen dort zu versklaven und Ihnen die Bodenschätze zu rauben.

Das Lied selbst geht zurück auf ein rassistisches Lied von Septimus Winner. 1868, wenige Jahre nach dem Ende des amerikanischer Bürgerkriegs und der Indianerkriege, veröffentliche der bekannte amerikanische Song-Schreiber „Ten little Injuns“ (Slang, abwertend: für Indianer.)

Als „Ten little Niggers“ (möglicherweise ist die Neufassung von Frank J. Green) wurde das Lied 1869 zum Standardrepertoire von Minstrel Shows, in denen Weiße mit dunkel bemaltem Gesicht „Neger“ verspotteten. Über die christlich-fundamentalistischen „Christy’s Minstrels“ kamen die „Ten Little Niggers“ nach Großbritannien.

Über Kinderbücher fand das Lied dann europaweite Verbreitung. „Zehn kleine Negerlein“ wurde dabei über mehr als 100 Jahre weltweit gedruckt; es erschien in mindestens 345 Editionen in 16 Ländern; nach der Zahl der Editionen am stärksten verbreitet in GB (104), Deutschland (96), USA (54) und den Niederlanden (50). In Deutschland handelt es sich um das verbreitetste jemals gedruckte Kinderbuch. Die erste deutschsprachige Fassung steht in „Aus Kamerun“, Text von dem Hamburger Redakteur J. F. Benary.