Vor dem Schank zum weissen Schwane

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Vor dem Schank zum weißen Schwane
saßen einst beim Traubennaß
wohlgemut zwei Zechkumpane
sprach dies und sprachen das
Auf der bank wohl an der Mauer
stand ein Glas, das Glas war leer
und dabei in stummer Trauer
saß der Bruder Straubinger

Sprach der erste: “ Wenn ich hätte
einen Wunsch zu tun, ich wollt´
daß im weichen Donaubette
jeder Kiesel wäre Gold
und die Kiesel müßten alle
ausgemünzt mein eigen sein
Bruderherz, in diesem Falle
wär die eine Hälfte dein!“

Sprach der zweite: „Meine Schulden
könnte ich bezahlen bald
wär ein Schein von tausend Gulden
jedes Blatt im Wiener Wald
Und den Rest, ich will´s beschwören
auf den heil´gen Leib des Herrn
soll zum Halbpart dir gehören
Bruderherz, dir geb ich´s gern!“

Straubinger in seiner Ecke
hörte zu und dachte nach
stützte auf den Wanderstecken
sein bedoppelt Kinn und sprach
Sprach´s und seine Stimme grollte
in sein leeres Glas hinein
„Wenn ich mir was wünschen sollte
wär es eine Halbe Wein!“

Also sprach der Straßenweise
wieder saß er stumm und starr
und die andern lachten leise
„Bruderherz, du bist ein Narr!“
Und zum Schanktisch hin erscholl es
„Heda! Meister Wirt heran!
Schenkt dem Straubinger ein Volles
der den klügsten Wunsch getan!“

Text und Musik: Edmund Samuel Eysler , aus der Operette „Bruder Straubinger“ (1903)
in Der freie Turner (1913)

 

Liederthema:
Liederzeit: vor 1913 : Zeitraum:

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