Untarnslaf tut den sumer wol (Das Kühhorn)

Salzburgisches Minnelied in Tanzform

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Untarnslaf tut den sumer wol (Das Kühhorn)

Untarnslaf tut den sumer wol
der an straf lieblich ruen sol
pey der diren auf dem stro
in der stieren macht es fro

Die mit lust dem gesellen gut
druckt sein brust, hei, wie wol es tut
der ist zoren, wer sie weckt
mit dem horen und erschreckt

In dem lauzz, so der herter schreit
ho treib auzz, hoho des ist Zeit
Si erwachent nach der mü
umbesachet sint die Khü

Zweiter Teil (Nachtanz) Duett

Sie:
Ich muzz hyn mein traut Gesell
Ich hab ze lang geslafen hy pei dir
Da sint dy khü noch ungemolchen
darumb ist mir gach
gespottet wird mir von den volchen
sold ich treiben nach

Er:
Traut Gespil gewy got well
ich lass dich scheiden nicht so bald von mir
Ein frisch und wohlgemute Diren
kan und wais gelymph
darumb sorg nyman umb dyren
ez is nur ir schimpf

Text und Musik: Verfasser unbekannt, vor 1392
als „Das Kühhorn (Salzburgisches Minnelied in Tanzform“) in Deutscher Liederhort II (1897, Nr.  927)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1392 : Zeitraum:
Orte:

Anmerkungen zu "Untarnslaf tut den sumer wol (Das Kühhorn)"

  • 1. Untarn ist gewonlich redn ze Salzburg, und bedütt so man izzt nach mitten tag. über ain stund oder zwo. (So steht in der Handschrift) Untarlaf = Mittagsschlaf. —
  • sumer = im Sommer
  • diren = Dirne
  • stieren = Stirne
  • Lauzz = mhd. lu = Versteck, Lauer, von luzen = lauschen
  • umbesachet = unbeschickt, nicht besorgt sind die Kühe
  • ungemolchen = ungemolken
  • ist mir gach = ich eile
  • von den volchen  =von den Leuten, vom Volke
  • treiben nach = als letze hinten nach
  • gelimp = geziemendes Betragen
  • Schimpf = Scherz, Spaß

„Aus Spörl’s Liederhandschrift : Cod. 2856 der k. k. Hofbibliothek in Wien, fol. 187 (um 1392 vollendet). Ein sehr sinnliches Minnelied über Sennerlcbcn, merkwürdig durch sein Alter und seine Tanzform. Die Musik, zu welcher offenbar ein Kuhhirten-Signal benutzt ist, zeigt schon die später allgemeine Form der deutschen Tänze: den Vortanz im geraden Takte, aus Naturtönen des Horns aufgebaut, worauf dasselbe Thema im Tripeltakt als Nachtanz auftritt.

Der Schreiber und Dichter war jedenfalls, wie man aus beigeschriebener Erklärung schließen muß, ein Salzburger. Da nun die meisten übrigen Gedichte jener Handschrift von dem als Minneliederdichter bekannten Mönch von Salzburg verfasst sind, so darf man denselben auch als Verfasser des vorliegenden Tanzliedes vermuten. Warum nicht? Waren doch nicht alle Mönche fromm. Oder der Verfasser war ein fahrender Sänger voller Lebenslust. Im Original geht der Zwiegesang noch weiter.“