Sauft, Soldaten
Daß das Blut
Heißer durch die Adern rinnt
Saufen macht zum Sterben Mut
Sauft! Die Zeit der Heldentaten
Fordert saftige Teufelsbraten
Sauft! Der heilige Krieg beginnt

Sauft und betet
Gott erhört
Liebevoll der Gläubigen Ruf
Wünscht, daß er den Feind zerstört
Wenn ihr über Leichen tretet
Dankt dem Herrn, zu dem ihr flehtet
Daß er euch zu Mördern schuf

Feindeskissen
Bettet weich
Wo des Feindes Witwe weint
Ist des Siegers Himmelreich
Fremde Weiber — Leckerbissen —
Schnaps, Gebet und kein Gewissen —
Krieg ist Krieg und Feind ist Feind

Tapfrer Krieger,
Der vergißt
Daß ein Herz im Leibe schlägt
Daß er Mensch gewesen ist
Eh er Kämpfer war und Sieger
Edler Held, der gleich dem Tiger
Blutige Beute heimwärts trägt

Heldenscharen
Kehrt ihr heim
Fielt ihr nicht von Feindeshand
In der Brust den Todeskeim
Krüppel mit gebleichten Haaren
Sucht, wo eure Stätten waren
Im zerwühlten Vaterland

Qual und Lasten
Sind der Dank
Weib und Kind in bittrer Not
Euer Heldentum versank
Darben lernt ihr nun und fasten
Bettelnd mit dem Leierkasten
Winselt ihr ums Gnadenbrot

Text: Erich Mühsam – 1912 geschrieben
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