Obgleich sie starke Wehen durchzuckten schon wie Flammen
hielt sie doch aufrecht, bleich und stumm am Webstuhl aus.
Und als die Arbeit schloß, lief eilig sie nach Haus
beim scharfen Nord und brach an ihrer Tür zusammen.

Sie stöhnt und wimmerte, und als der Morgen wieder
heraufdämmerte bleich, da kam das arme Weib
aufschreiend wie ein Tier, dem man zerriß den Leib
mit einem toten Kind in bitteren Qualen nieder

Daß ihre Augen nicht den Jammer mehr erschauen
nahm man stillschweigend ihr den kleinen Leichnam fort
Drei Tage lag sie dann noch auf dem Kissen dort;
das starre Angesicht schien wie aus Stein gehauen

allein am vierten Tag – des Nordwinds eis´ges Wehen
hat noch nicht aufgehört – da rafft sie sich empor,
und totenblaß, als ob sie alles Blut verlor…
… so sah man sie zerstört zurück zum Webstuhl gehen.

Text: Verfasser unbekannt
in: “ Der Textilarbeiter „, Nummer 13, 1.4.1927

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1927 : Zeitraum: