Liederlexikon: Robert Blum

| 1807

Am 26. Oktober tritt R. Blum in das „Elite-Corps“ ein, das aus Nationalgarden, Studenten und Arbeitern bestand; Blum wurde zum Hauptmann der ersten Kompagnie gewählt und „erhielt sofort die Feuertaufe. Daß er sie trefflich bestand, wird von Freund und Feind einmütig bezeugt“ . (S. 336).

Am 1. November fiel Wien. Am 4. wurde Blum verhaftet, da er es, im Vertrauen auf seine Unverletzlichkeit als Parlamentsmitglied, abgelehnt hatte zu fliehen, wie zwei der anderen  Delegierten. Am 8. November abends wurde Robert Blum vor das Standgericht gestellt und nach dem Verhör, schon in seiner Abwesenheit, zum Tode verurteilt. Man wollte in Blum den führenden Kopf der Frankfurter Linken treffen und kümmerte sich weder um eine juristische Begründung noch um die parlamentarische Immunität.

Am 9. November um 5 Uhr morgens wurde der ahnungslose Blum geweckt und in eine andere Zelle geführt, wo ihm der Auditeur das Urteil vorlas. „Der Geistliche, den man am ihm schickte…, war so menschlich und anständig, sich aller Bekehrungsversuche zu enthalten. “ (S.345).

Blum bat um Schreibmaterial und schrieb drei Briefe: „Mein theures gutes liebes Weib, lebe wohl! wohl für die Zeit, die man ewig nennt, die es aber nicht seyn wird. Erziehe unsere — jetzt nur Deine Kinder zu edlen Menschen, dann werden sie ihrem Vater nimmer Schande machen. Unser kleines Vermögen verkaufe mit Hülfe unserer Freunde. Gott und Gute Menschen werden Euch ja helfen.

Alles was ich empfinde rinnt in Thränen dahin, daher nur nochmals: leb wohl, theures Weib! Betrachte unser Kind als theures Vermächtniß, mit dem du wuchern mußt und ehre so deinen treuen Gatten. Leb wohl, leb wohl! Tausend, tausend, die letzten Küsse von Deinem Robert. Wien, den 9. Nov. morgens 5 Uhr, um 6 Uhr habe ich vollendet. Die Ringe hatte ich vergessen; ich drücke Dir den letzten Kuß auf den Trauring. Mein Siegelring ist für Hans; die Uhr für Richard, der Diamantknopf für Ida, die Kette für Alfred, als Andenken. Alle sonstigen Andenken vertheile Du nach Deinem Ermessen. Man kommt! Lebe wohl! wohl “ 

… Um 6 Uhr würde er in einem von Jägern besetzten, von Kavallerie begleiteten Wagen abgeholt. … Gegen halb acht hat der Wagen Brigittenau, eine kleine Wiese an der Donau erreicht. Robert Blum ruft: „Ich sterbe für die Freiheit. Möge das Vaterland meiner eingedenk sein!“ und fällt unter den Kugeln von drei Jägern — „drei Kugeln durchbohren den  Kopf und das Herz“ (S. 348). Am 9. November wurde Blum in Wien hingerichtet.

Blum wurde nicht vergessen. Ungeheure Empörung ergriff alle nichtreaktionären Kreise in Deutschland, weit über die Linke hinaus. Am gleichen Tag, an dem Blum erschossen wurde, zog Wrangel mit seinen Truppen in Berlin ein. Die Reaktion triumphierte. Aber noch herrschte nicht überall Friedhofsruhe. In unzähligen Trauerfeiern,  Zeitungen und Zeitschriften, in Büchern und Broschüren wurde Robert Blums gedacht . Lieder auf Robert Blum entstanden, die als fliegende Blätter weite Verbreitung fanden

Quelle: Wolfgang Steinitz II (1962) , überwiegend mit Material aus dem Buch von Wilhelm Liebknecht, der Blum als 22jähriger persönlich kannte.

    Robert Blum im Archiv:

  • Des Morgens in der vierten Stunde (Robert Blum-Lied)
    Nun wurde Robert Blum ja bekanntlich am 9. November 1848 auf der Brigittenau bei Wien erschossen (Brandenburger Tor?), deshalb noch diese erste Strophe einer anderen Version: Habt ihr gehört von dieser Mordgeschichte die sich zugetragen hat in Wien Robert Blum, der edle Freiheitskämpfer mit Hab...
  • Des Morgens um die sechste Stunde
    Des Morgens um die sechste Stunde öffnet sich Brigettes Mauertor Die Händ´ am Rücken festgebunden Schritt Robert Blum mit stolzem Schritt hervor Robert Blum, er rasselt in den Ketten Kein deutscher Mann ihm mehr zur Seite steht Der Henkersknecht wohl in der Mitten Er lieset ihm sein Todesurteil vor „Ich bin“, sprach er, „bereit zum ... Weiterlesen ...
  • Es saßen sechs Studenten zu Frankfurt an dem Main (1922)
    Es saßen sechs Studenten zu Frankfurt an dem Main Schon seit vielen Wochen fest geschlossen ein Weil sie gestritten hatten für ein freies Recht Es saßen sechs Studenten der freien Republik Eines Montagmorgens entstand ein großer Sturm Da waren sie entflohen aus dem hohen Turm Und der Kerkermeister sprach sich täglich aus Wär ich der ... Weiterlesen ...
  • Es tönt der Trommel dumpfer Ton (Robert Blum)
    Steinitz merkt dazu an: „Die Darstellung in Str. 4 „Der. Priester segnet ihn“ und das Gebet entspricht nicht der historischen Wahrheit. Robert Blum hatte schon 1844, anläßlich des Dunkelmännertums mit dem „heiligen Rock Christi“ in Trier, mit der katholischen Kirche gebrochen und war damals einer der Führer...
  • Früh morgens im November zu Wien im Nebelgrau
    Früh morgens im November zu Wien im Nebelgrau ein Wagen kommt gefahren nach der Brigittenau Umringt von Kürassieren fährt dort ein Mann voll Ruhm den will man füsilieren den deutschen Robert Blum Von Frankfurt ist er kommen der Linken bester Mann und hat zu Wien in Waffen gegen Windischgrätz gestahn Hat auf Kroaten schossen auf ... Weiterlesen ...

  • Alle Lieder und Beiträge zu Robert Blum
    Alle Lieder, Texte und Beiträge zu diesem Eintrag in das Liederlexikon, sofern bereits in das Volksliederarchiv eingearbeitet.