Liederlexikon: Eberesche

| 1908

Der schlanke Baum, der im Herbste traubenweise seine vielen kleinen Früchte reift, galt frühzeitig wegen dieser Fülle von leuchtend roten Beeren als Symbol der Fruchtbarkeit, des Kindersegens. Die Beziehung auf die Kinder ist ersichtlich, wenn es noch heute in Mähren heißt: Gibt es viele Vogelbeeren im Jahr, gibt es viel Kinder. Wegen dieser Beziehung wurde er auch unkeuschen oder schwangeren Mädchen vor die Tür gesetzt statt eines Maien zu Pfingsten, in Thüringen wie auch in Schmallenberg (Westfalen). Man benutzt ihn auch deshalb nicht als Brennholz oder Nutzholz in Island, die Weiber können sonst ihre Kinder nicht gebären, ebenso das Vieh im Hause. —

In Niederdeutschland wie auch im Norden (Schweden) liefert der Vogelbeerbaum die Lebensrute. Namen wie „Queckenboom“ (Oldenburg), „Ouickenbaum“, „Ouetschenboom“ (Bremen), „Quitschbeerbaum“ (Thüringen), „Ouizenbaum“ (Niedersachsen) weisen darauf hin. Bei Iserlohn in Westfalen werden noch heutigen Tags am ersten Mai die Kälber „gequieckt“. Bei Sonnenaufgang schneidet der Hirte ein Vogelbeerbäumchen auf dem Berge ab, schlägt .auf dem Hofe die junge Kuh auf das Kreuz, an das Euter, daß sie reichlich Milch gebe. —

In heidnischer Zeit war die Eberesche dem Donar, dem Gotte ländlicher Fruchtbarkeit, heilig. Die heilige Donarsrute sollte also die Fruchtbarkeit in die Kühe bringen. In Esthland pflegt der Hirt noch heute seinen Stab aus Ebereschenholz zu schneiden. —

in Volkserotik und Pflanzenwelt (1908)

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