Liederlexikon: Breitenstein

| 1893

Was war der breite Stein? Man könnte zunächst an die vor Bauerhäusern angebrachte
Steinbank denken, die nach Feierabend zum Ausruhen und nachbarschaftlichen Zusammenkünften diente. Aber das Wort hat noch andere, sittengeschichtliche Bedeutung . Ernst Moritz Arndt in seinen Erinnerungen aus dem äußeren Leben, 2. Auflage, Leipzig 1840, S. III  screibt darüber: Es lag nämlich in der alten, herrlichen Stadt Stralsund auf dem „Alten Markt“ ein sogenannter „Breiter Stein“, unweit einer Schand- und Schaustelle, die dort Rate (Kake?), anderswo Pranger genannt wurde. Dieser breite Stein hatte weiland gedient wie jetzt die Kanzel zu allerlei feierlichen Ausrufungen und Verkündigungen, namentlich: wenn Ehrenstellen in der Obrigkeit besetzt werden sollten, wurden sie dem Volke durch Ausrufungen von jener Stelle bekannt gemacht; Verlöbnisse wurden dort verkündigt, Verlobte stellten sich in Feierkleidern dahin und ließen unter Pauken- und Trompetenschall ihre Namen erklingen, nur so jeder männiglich zur Einrede aufzufordern“
(in Deutscher Liederhort I, zu Nr. 42, Die Anna saß am Breitenstein)

Ort:
Medien: