Laue Lüfte, Blumendüfte
Alle Lenz- und Jugendlust
Frischer Lippen Küsse nippen
Sanft gewiegt an zarter Brust
Dann der Trauben Nektar rauben,
Reihentanz und Spiel und Scherz
Was die Sinnen nur gewinnen:
Ach, erfüllt es je das Herz?
Wenn die feuchten Augen leuchten
Von der Wehmut lindem Tau
Dann entsiegelt drin gespiegelt
Sich dem Blick die Himmels-Au
Wie erquicklich augenblicklich
Löscht es jede wilde Glut
Wie vom Regen Blumen pflegen
Hebet sich der matte Mut
Nicht mit süßen Wasserflüssen
Zwang Prometheus unsern Leim
Nein, mit Tränen, drum im Sehnen
Und im Schmerz sind wir daheim
Bitter schwellen diese Quellen
Für den erdumfangnen Sinn
Doch sie drängen aus den Engen
In das Meer der Liebe hin
Ew´ges Sehnen floß in Tränen
Und umgab die starre Welt
Die in Armen sein Erbarmen
Immerdar umflutend hält
Soll dein Wesen denn genesen,
Von dem Erdenstaube los
Mußt im Weinen dich vereinen
Jener Wasser heil´gem Schoß
Text: August Wilhelm Schlegel (1767-1845)
Musik: Franz Peter Schubert (1797-1828)