Komm, mein Mädchen, in die Berge
Wo der Himmel tiefer blaut
Und das stille Volk der Zwerge
Uns kristallne Schlösser baut
Wo der Liebe morgenhellen
Traum kein Schleicherohr belauscht
Und: Triumph! von tausend Quellen
Der vereinte Donner rauscht
Wie entfremdet ist die Erde
Wie entweiht ihr Element
Seit der Mensch mit Angstgebärde
Nur nach Schattenbildern rennt
Wieviel Staub auf allen Wegen
Wühlt er auf zu seiner Ruh –
Komm, auf unbetretnen Stegen
Führ ich dich den Sternen zu
Komm, wo kaum der Gemse Spuren
Reinstem Schnee sind eingedrückt
Und das Reich der Kreaturen
Lebt in erster Lust beglückt
Dort, das Silberhaupt in Ehren
Sieh den Gletscher! Welch ein Mann
Den ein Sonnenblick verklären
Aber nicht mehr schmelzen kann
Komm, wo dir der Sturm die Locken
Aus der heißen Wange streicht
Kaum der dumpfe Klang der Glocken
Und kein Glauben dich erreicht
Während er im Tale zittert
Losgebundner Knechte Schwarm
Ruhen wir, wenn’s hochgewittert
Freudetrunken Arm in Arm
Komm, mein Mädchen, laß dich fassen
Tragen zu des Adlers Nest
Menschen lieben, Menschen hassen
Und wer bliebe felsenfest
Was sie beten, was sie fluchen
Ach, ich konnt es nie verstehn
Blumen laß uns, Blumen suchen
Mädchen, willst du mit mir gehn
Text: Georg Herwegh, Juli 1845
Musik: Michael Zachcial., 2017