Ich bin ein Kunde kennt ihr diesen Namen?

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Ich bin ein Kunde, kennt ihr diesen Namen?
Im Orient talf ich schön längere Zeit
Geachtet sehr von allen, die da kamen
Jedoch gehasset von der Obrigkeit
Der Orient soll leben
Der Kubub auch daneben
Bei Juden, Christen, Türken, Groß und Klein
und bin ein Kunde will ein Kunde sein.

Mit Fleppen aller Arten gut versehen
steig fröhlich auf die Fahrt am Morgen ich
man muß zu fackeln und zu kohl’n verstehen
daß sich der Balken biegt, dann lohnt es sich
Der Orient soll leben
Der Kubub auch daneben
Bei Juden, Christen, Türken, Groß und Klein
und bin ein Kunde will ein Kunde sein.

Und kommt es vor, es kann ja mal passieren
daß unrein sollte werden mal die Luft;
dann heißt es: Kunde schleunigst reterieren
der Galach steckt nicht, doch der Kohl war duft.
Der Orient soll leben
Der Kubub auch daneben
Bei Juden, Christen, Türken, Groß und Klein
und bin ein Kunde will ein Kunde sein.

Und sterb‘ ich einst, dann all ihr deutschen Kunden
geht hin zum Kubub, sagt „er ist nun tot“.
Und habt ihr für mich einen Platz gefunden,
erfüllet noch das folgende Gebot:
Begrabt mich mit der Flasche
Den Tabak steckt in die Tasche
Und schreibt mir dann auf mein Monument:
Hier ohne Schlummerdraht ein Kunde pennt.

Text: Verfasser unbekannt
Musik: Ich bin ein Preuße kennt ihr diese Farben (August Neithardt – 1832)
in: „Lieder der Landstrasse

Liederthema:
Liederzeit: vor 1900 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Ich bin ein Preuße kennt ihr meine Farben“ entstand 1830 und  ist ein Gegenlied gegen die deutsche Einheitsbewegung im Vormärz. Es entstand nur wenige Jahre nach Denkst du daran mein tapferer Lagienka, das die polnische Unabhängigkeitsbewegung ehrt. “Ich bin ein Preuße” hingegen nimmt das Deutsche Kaiserreich vorweg, die Einigung Deutschlands unter der Führung Preußens. Daher auch die betonte Einigkeit , der Lieb- und Treue-Schwur auf den König, zwei Jahre vor dem Hambacher Fest!

Seit dem ersten Weltkrieg sang man auch “Ich bin ein Deutscher kennt ihr meine Farben”. In dieser Zeit erlebte das Lied eine schlimme Wiederverwendung, in Verbindung mit dem Wunsch nach dem Heldentod:

„Ertönt der Ruf dem Heere
Marsch-Marsch an die Gewehre /
so eilen wir, nicht fürchtend fremdes Blei
wir sterben gern – und fürchten nichts dabei“

Der Text wurde von einem Dr. Bernhard Thiersch verfasst, die Melodie von August Neithardt. Dieses Lied war in Preußen vor dem ersten Weltkrieg selbstverständlich für den Schulunterricht vorgeschrieben. Das auch in Soldatenliederbüchern weit verbreitete Lied diente dabei der Kriegserziehung im Kaiserreich .