Heut muß in’s Leben kühn hinaus
Der Mann nicht nur allein
Die Frau gebunden einst an’s Haus
Tritt in die Reihen ein
Sie rechnet schaltert registrirt
Spielt schneidig ihren Skat
Sie reitet radelt un genirt
Wird Heilsarmeesoldat

Wollt wissen ihr wer nun erwählt
Das beste Theil wohl hat
Wir sind’s die Worte ungezählt
Fernsprechen durch den Draht
Die unermüdlich Stund um Stund
Nach echter Frauen Art
Vermitteln was der eine Mund
dem andern offenbart

Wir stricken auch wie Frauen thun
Am großen Fernsprechnetz
Wir weben ohne je zu ruh n
Von Königsberg bis Metz
Vom Ural bis zum Weltenmeer
Und weiter ohne Wahl
Die Fäden die den Welt verkehr
Beleben ohne Zahl

Verbindung mit nem braven Mann
Wünscht meist ein Mädchen sehr
Drum stellen wir soviel man kann
Verbindung täglich her
Doch diese vortheilhaft sich zeigt
Vor jener ganz gewiß
Weil sie zu trennen kinderleicht
Wenn falsch sie sich erwies

Nach bester Kraft so wirken wir
Am Webestuhl der Zeit
Treu dem Berufe für und für
Und fest in Freud und Leid
Ein Lebehoch drum unserm Stand
Und wer ihm angehört
Vor allen andern bleib im Land
Er immer hochgeehrt

Text: Emma Glaß, Berlin (um 1880 ?)
Musik: auf die Melodie von: Da streiten sich die Leut herum
in „Liederbuch Verband deutscher Post- und Telegraphenassistenten (1898, darin: Lieder Berliner Fernsprechgehülfinnen)

Liederthema: , ,
Liederzeit: vor 1880 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Da streiten sich die Leut herum“ ist ein Lied aus dem Zaubermärchen „Der Verschwender“ von 1834. Der Text stammt von Ferdinand Raimund, die Musik von Konradin Kreutzer (1780 – 1849)  – meist werden nur die Strophen 1-3 oder 1-4 – gedruckt. Dieses „Hobellied“ wurde vielfach nachgedichtet.

Anmerkungen zu "Fernsprecherin"

„Über den gegenwärtigen Stand der Fernsprechanlagen in Deutschland entnehmen wir einem im elektrotechnischen Verein in Berlin am 27. Dezember 1881 gehaltenen Vortrag des Geh. exped. Sekretärs Unger folgendes:

„Unter allen Ländern ist Deutschland dasjenige, in welchem der Fernsprecher zu allererst in die Verkehrsverwaltung eingeführt worden ist. Bereits im November 1877 – zu einer Zeit, als der Fernsprecher fast noch überall als bloße Spielerei betrachtet wurde – ist die deutsche Reichs-Postverwaltung mit der Errichtung von Fernsprechanstalten in kleineren Orten vorgegangen. Am 12. November 1877 erfolgte die Eröffnung des ersten Fernsprechamtes in Friedrichsberg [ehem. Stadtviertel an der Grenze Friedrichshain / Lichtenberg] bei Berlin, und gegenwärtig finden sich 1280 Fernsprechämter über das ganze deutsche Reichspostgebiet verteilt in voller Tätigkeit….“ (in: Zentralblatt der Bauverwaltung, 7.1.1882, Quelle)