Es steht ein Kloster in Österreich (Nachtigall auf Linde)

Es steht ein Kloster in Österreich
Das ist so wohl gebauet
Mit Silber und mit rotem Gold
Mit grauem Stein gemauert

Darin so wohnt eine Jungfrau fein
Die täte mein Herz gewinnen
Reicher Gott möcht ich ihr Diener sein
Ich wollte sie führen von hinnen

Ich führt sie in meines Vaters Hof
Da steht eine grüne Linde
Darauf so singt die Nachtigall
Sie singt so wohl von Minne

Ach Nachtigall klein Vögelein
Willst du dein Zünglein zwingen
So wollt ich all deine Federlein
Mit goldenem Draht bewinden

Was frag ich nach Euerm roten Gold
Nach Eurer losen Minnen
Ich bin ein klein wild Vögelein stolz
Und Niemand kann mich zwingen

Bist du ein klein wild Vögelein stolz
Und kann dich Niemand zwingen
So zwingt der Hagel und kalte Schnee
Das Laub dir von der Linden

Und zwingt der Hagel der kalte Schnee
Das Laub mir von der Linden
Scheint die Sonne wieder so schön
Mag sie mir Freude bringen

Er ist geritten ein Weilchen fürbaß
Wohl über die grüne Straßen
Wen nicht sein Lieb erhören mag
Der muß es fahren lassen

Text: Nachdichtung eines alten niederländischen Liedes von Rosa Warrens
in: Germanische Volkslieder der Vorzeit In den Versmaßen der Originale übertragen von Rosa Warrens
Band VI, Anhang I: Niederländische Volkslieder der Vorzeit (S. 245 ff)
Hamburg, Hoffmann und Campe, 1866

Zur Geschichte dieses Liedes:

Versionen, Parodien und Nachdichtungen: :

Das Lied vom kleinen wilden Vögelein ist als Teil eines längeren Liedes schon 1516 gedruckt: “ … so will ich dir dein Gefieder aufpreisen / mit Gold und brauner Seiden / Ei mein Gefieder aufpreist du mir nit / ich kann mich selber wohl schwingen / ich bin ein kleins Waldvögelein / kein Mann soll mich nit zwingen“ – und auch ... weiter lesen...

Liederthema:
Liederzeit vor 1866 - Stichwort: Orte:
Geschichte dieses Liedes:


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