Ein stolzes Schiff

Start » Auswandererlieder »

Ein stolzes Schiff
streicht langsam durch die Wellen
Und führet unsre deutschen Brüder fort
Der Ostwind weht
die weißen Segel schwellen
Amerika ist ihr Bestimmungsort.
So auf dem Verdeck zu stehen,
Nach der Heimat hinzusehen:
Amerika, zu fernen Kolonien
Seht ihr sie übers große Weltmeer ziehn?

Da ziehn sie hin! Wer wagt´s danach zu fragen,
Warum verlassen sie ihr Heimatland?
Du armes Deutschland, kannst du es ertragen
Wie deine Söhne man so hart verbannt?
Schauet her, ihr Volksbeglücker
Schauet her, ihr Unterdrücker
Seht eure besten Arbeitskräfte fliehn!
Seht ihr sie übers große Weltmeer ziehn?

Da ziehn sie hin auf blaue Meereswogen
Was schauen wehmutsvoll sie noch zurück?
Sind in der Heimat sie so arg betrogen?
Daß sie im fremden Land nun suchen jetzt ihr Glück?
Was sie hier nicht konnten finden
Suchen sie sich dort zu gründen
Sie segeln hier vom deutschen Boden ab
Und finden in der Fremde dann ihr Grab

Text: Verfasser unbekannt
Musik: auf die Melodie von Albert Methfessel Die Liebe schlang das heiligste der Bande (1828)
in Louis Mosberg . Frohes Lied – Handwerker-, Wander- und Volkslieder , Bielefeld 1925 , S. 293

Liederthema:
Liederzeit: vor 1925 : Orte: , , ,
Geschichte dieses Liedes:
T2-2

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: Sicher eines der bekanntesten Lieder der sechs Millionen deutschen Auswanderer nach Amerika. „Zupfgeigenhansel“ haben eine eigene Melodie dazu komponiert. Ursprünglich war es ein Marschlied: „Die Liebe schlang das heiligste der Bande“, 1828 in Hamburg komponiert von A. Methfessel, eines der  zahlreichen Hamburger „Nationallieder“. Hintergrund war die Befreiung von der Franzosenherrschaft unter reger Mitwirkung des Hamburger Bürgermilitärs. Das Bürgermilitär wurde 1869 aufgelöst, danach hielt sich das Lied noch eine Weile im Repertoire der Volkssänger und Drehorgelspieler, bevor es in Vergessenheit geriet.