Ein in Algier gefangner Krieger

Die Schwalben

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Ein in Algier gefangner Krieger
Von seiner Ketten Last gebeugt
Sprach Seh ich euch noch einmal wieder
Ihr Vögel die dem Winter weicht
O Schwalben die die Hoffnung führet
Bis in dies heiße Klima hier
Ihr kommt doch sicherlich aus Frankreich
Bringt aus der Heimat ihr kein Wörtchen mir?

Ich bat euch um ein Angedenken
Drei Jahr schon dass ihr dorther fliegt
vom Tal wo mein verborgen Leben
Mit süßer Zukunft sich gewiegt
Wo sich der  Bach mit klarer Welle
Durch Flieder windet und durch Spier
Saht ihr gewiß doch unsre Hütte
Von diesem Tal bringt ihr kein Wörtchen mir

Vielleicht ist Eins von euch geboren
Am Dach wo auch mein Licht getagt
Da habt ihr einer Mutter Schmerzen
Der zärtlichen, gewiß beklagt
Im Sterben wähnet sie noch immer
Mich gehn zu hören vor der Tür
Sie horcht und horcht und weint dann wieder
von ihrer Liebe auch kein Wörtchen mir

Hat meine Schwester schon gefreiet
Und saht ihr wie sie schmuck und schön
Die Bursche die zur Hochzeit kamen
Mit Liedern lustig feierten
Und die Gesellen meiner Jugend
Sie flogen in den Kampf mit mir
Sahn sie ihr Dorf wohl alle wieder
Von all den Freunden nicht ein Wörtchen mir

Vielleicht nahm über ihre Leichen
Der Fremde seinen Weg ins Tal
Und haust als Herr in meiner Hütte
Und stört der Schwester Hochzeitsmahl
Nun betet für mich keine Mutter
Hienieden Ketten dort und hier
O Schwalben meines Vaterlandes
von so viel Jammer sagt kein Wörtchen ihr

Text: Philipp Engelhard Nathusius (1839), nach dem französischen Gedicht „Les Hirondelles“ von Pierre Jean de Béranger
in: Hundert drei Lieder des Pariser Chansonnier Pierre Jean de Béranger gibt hier im Deutschen wieder mit seinem wohlgemeinten Gruß Philipp Engelhard Nathusius – Dem Andenken meiner Großmutter der liebenswürdigen Dichterin Philippine Engelhard geb Gatterer der ersten Übersetzerin Bérangers

Liederthema:
Liederzeit: vor 1839 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Gefangen in maurischer Wüste“ ist ein bis heute in Deutschland viel gesungener Schlager, dessen Text auf dem französischen Chanson „Les Hirondelles“ von Béranger beruht, das erstmals 1830 als Gedicht in deutscher Übersetzung erschien: „Die Schwalben“.

Bereits 1854 steht in „Das singende Deutschland“ (Album von 284 der ausgewähltesten Lieder und Romanzen mit Begleitung des Pianoforte, siebente Auflage. Druck und Verlag von Philipp Reclam junior) als Nr. 104 mit der Musik von Panseron“  „Gefangen in maurischer Wüste“ als Lied. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde das Chanson also auch auf Deutsch gesungen,

In Ernst Challier’s „Grosser Lieder Katalog“ (Dritter Nachtrag, 1890, S. 1714) –  enthaltend die neuen Erscheinungen von October 1888 bis August 1890 sowie eine Anzahl älterer bisher noch nicht aufgenommener Lieder – steht „Gefangen in maurischer Wüste“ mit der Melodie von Panseron (verstorben 1859) erschienen bei Klemm in Chemnitz.  1909 stand es in „Volkslieder aus der Rheinpfalz“.)

Carl Schnabel aus Breslau (1809-1881, Opus 89) „Zwei Lieder für eine Tenor- oder Sopran Stimme mit Begleitung des Pianoforte“. Das erste: „Der Gefangene: Gefangen in maurischer Wüste“