Bei finstrer Nacht und Mondenschein

Bei finstrer Nacht und Mondenschein
Steig ich mit der Leiter zum Fenster rein
Kann ich, so wag ich
wag ich, so sag ich
Das ist hin und das ist her
Und das ist ne Lichtputzscheer
Das ist kurz und das ist lang
Und das ist ne Hobelbank
Das ist dünn und das ist dick
Und das ist ein Galgenstrick

Die genannten Gegenstände werden beim Nennen mit wenigen Strichen gezeichnet:

Zeichnungen


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Anmerkungen zu "Bei finstrer Nacht und Mondenschein"

Dieser Reim ist aus zwei verschiedenen zusammen geschweißt kontaminiert, die ich aus Eisleben kenne Den ersten hab ich vollständig im Gedächtnis, vom zweiten nur den Anfang. Der erste lautet:

Sichel ich sage
Kann ich nicht (so), so wag ich
Nehm ich das Leiterlein
Steige zum Fenster nein
Küsse das Jüngferlein
Abends bei Mondenschein

Die erste Zeile ist offenbar entstellt, auch Wegeners Fassung 471 „Sicherlich sag ich“ gibt darüber nur mangelhafte Auskunft, eher vielleicht Simrocks „Sigesage“ 115 – 117, wofür die Bremer Wiegenlieder S. 31 in drei verschiedenen Nummern „Siege sage“ bieten.  Auch das „nicht“ der zweiten Zeile erscheint unecht.

Zu der ersten Zeile zeichnet man eine Sichel mit Griff (nicht die Mondsichel) und eine Säge, denn in Eisleben sagt man „Sage“ für „Säge“, zur zweiten eine Kanne und eine Wage, zur dritten eine Leiter, zur vierten ein Fenster, zur fünften ein Mädchen, zur sechsten eine Mondsichel …

Sichel und Sage
aus: Kinderlied-Kinderspiel (1886, Marie Müller)

Der Anfang des zweiten lautet:

Einer:
Das ist hin und das ist her
Und das ist die Lichtputzscheer
Chor:
Hin und her Lichtputzscheer
Wenn das Lied (?) nur größer wär
(Diese Zeile wird viermal gesungen)
Einer:
Das ist kurz und das ist lang
Und das ist die Schnitzelbank
Chor:
Kurz und lang – Schnitzelbank
Hin und her – Lichtputzscheer
Wenn das Lied …
Einer:
Das ist krumm und das ist grad
Und das ist ein Wagenrad …

Auch bei diesem Liede werden die erwähnten Gegenstände während des Singens gezeichnet (Po)

In: Deutsche Kinderreime und Verwandtes aus dem Munde des Volkes vornehmlich in Pommern gesammelt Nr. 305, – Von Friedrich Drosihn, Carl Bolle, Friedrich Polle ·  1897