Ich bin Soldat und bin es mit Vergnügen

Ein Soldatenlied

Volkslieder » Kriegslieder »

=> (Alle Versionen)

Ich bin Soldat und bin es mit Vergnügen
als man mich nahm, hat man mich erst gefragt
„Wirst du´s auch gern?“ ich sprach: “ Ich müsste lügen,
wenn dies Geschäft nicht stets mir zugesagt“
Was gibt es schön´res denn, wie Exerzieren
Patrouillen, Posten, Ordonnanzen sein
Und auf Befehl bald Stehen, bald marschieren
O welches Glück, welch Glück, Soldat zu sein!

Ich bin Soldat, was kann es Schön´res geben
in Lust und Kurzweil mir die Stunden fliehn
Mein Sold ist reichlich für ein flottes Leben
Kasernen sind mir Ferienkolonien
Und geht´s ins Feld, ein Dasein voller Reize
harrt meiner dann im schönen Frankenland
sind Krüppel wir, so werden Eisenkreuze
als Siegespreis dem Helden zuerkannt

Drum hol der Teufel alle Zivilisten
es lebe nur der edle Kriegerstand
Nur Militär, ob Juden oder Christen
sei´n hochgeehrt im Deutschen Vaterland
Auf, laßt zur Heimat uns zurückmarschieren
laßt von der Freiheit unser Volk befrei´n
Laßt uns alljährlich neue Kriege führen
Ich bin Soldat und will es gerne sein

Text: Karl Hirsch –
Musik: auf die Melodie “ Denkst du daran mein tapferer Lagienka
in Max Kegel : Sozialdemokratisches Liederbuch von 1896, Seite 63
Parodie auf “ Ich bin Soldat doch bin ich es nicht gerne

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Denkst du daran mein tapferer Lagienka“ ist ein Lied aus dem 1825 erstmals aufgeführten Singspiel ”Der alte Feldherr” von Karl von Holtei  (1798-1880). Das Lied ist ein Wechselgesang der in dem Singspiel auftretenden Figuren Thaddäus und Lagienka: Tadeusz Kosciusczko mit seinem Soldaten Lagienka.. Holtei schrieb es nach einem französischen Lied von Émile Debraux von 1815, dass die napoleonische Armee und ihre Feldzüge verherrlichte: “Te souviens tu disait un capitaine”.

Der Unterschied der Strophe 5  in verschiedenen Versionen erklärt sich daraus, “daß Holtei sein  Stück nach der Niederschlagung des polnischen Aufstandes von 1830/31, auf Grund der inzwischen erschienenen Biographie T. Kosciuszkos von Karl Falkenstein, umarbeitete und in unserem Lied die anfängliche Schlußstrophe durch eine neue ersetzte” (Steinitz II (1962)

Das Lied war äußerst beliebt:  “In Leipzig hatten sich 1200 Zuschauer zu einem für die Polen veranstalteten Konzerte im Gewandhaussaale eingefunden, das seinen stürmischen Höhepunkt erreichte, als das Nationallied “Denkst Du daran…” ertönte. ( in: “Komet” Beilage Nr.1 vom 7.1. 1832, zitiert nach Steinitz II (1962

In dem  Buch „Das Kölnische Volks- und Karnevalslied” (1951, S. 182—186) führt Paul Mies  zu “Denkst du daran mein tapferer Lagienka” an, daß diese Melodie im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts sehr beliebt war;  sie würde „besonders gewählt, wenn es sich im Text um Erinnerungen, um Abschied, um wehmütige Gedanken handelt”. Mies führt 10 Lieder auf diese Melodie an….

Das Lied war in Polen noch um 1900 bekannt. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Mitteilung von Böhme ( Volkstümliche Lieder, S. 82), daß unser Lied schon 1840 von polnischen Bauernmädchen, die als Landarbeiter nach Schlesien kamen, gesungen wurde: “Der Cantor Jakob zu Hainau in Schlesien ließ sich 1840 in Bad Altwasser von jungen Polenmädchen den polnischen Text vorsingen, und die Melodie stimmte mit der bei Holtei überein. Ein Pole versicherte: “Die Melodie ist echt polnisch!”