Das war ´ne heiße Märzenzeit
trotz Regen, Schnee und alledem
Nun aber, da es Blüten schneit
nun ist es kalt, trotz alledem
Trotz alledem und alledem
trotz Wien, Berlin und alledem
Ein schnöder scharfer Winterwind
durchfröstelt uns trotz alledem

Das ist der Wind der Reaktion
mit Meltau, Reif und alledem!
Das ist die Bourgeoisie am Thron
der dennoch steht, trotz alledem!
Trotz alledem und alledem
trotz Blutschuld, Trug und alledem
Er steht noch und er hudelt uns
wie früher fast, trotz alledem!

Die Waffen, die der Sieg uns gab
der Sieg des Rechts trotz alledem
die nimmt man sacht uns wieder ab
samt Pulver, Blei und alledem
Trotz alledem und alledem
trotz Parlament und alledem.
Wir werden uns´re Büchsen los
Soldatenwild, trotz alledem

Doch sind wir frisch und wohlgemut
und zagen nicht trotz alledem!
In tiefer Brust des Zornes Glut
die hält uns warm trotz alledem!
Trotz alledem und alledem
es gilt uns gleich trotz alledem!
wir schütteln uns: Ein garst’ger Wind
doch weiter nichts trotz alledem!

Und wenn der Reichstag sich blamiert
Professorenhaft, trotz alledem
Und wenn der Teufel reagiert
mit Huf und Horn trotz alledem
Trotz alledem und alledem
es kommt dazu trotz alledem
daß rings der Mensch die Bruderhand
dem Menschen reicht, trotz alledem!

So füllt denn nur der Mörser Schlund
mit Eisen, Blei und alledem:
Wir halten aus auf unserm Grund
wir wanken nicht trotz alledem!
Trotz alledem und alledem!
und macht ihr’s gar, trotz alledem
wie zu Neapel jener Schuft:
das hilft erst recht, trotz alledem!

Nur, was zerfällt, vertratet ihr!
seid Kasten nur, trotz alledem!
Wir sind das Volk, die Menschheit wir
sind ewig drum, trotz alledem!
Trotz alledem und alledem
so kommt denn an, trotz alledem!
Ihr hemmt uns, doch ihr zwingt uns nicht
unser die Welt trotz alledem!

Text: Ferdinand  Freiligrath , Düsseldorf, Anfang Juni 1848 ,
die erste Fassung stammt von 1843
MusiK: schottische Melodie

Liederthema:
Liederzeit: vor 1848 : Zeitraum:
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