Liedergeschichte: Verkleideter Freier
Zur Geschichte von "Verkleideter Freier": Parodien, Versionen und Variationen.
Ein bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts gesungenes Lied von einem jungen Markgrafen, der als Frau bzw. Küchenmagd verkleidet um die begehrte Königstochter wirbt und sein Ziel erreicht… Ein niederländisches Lied „Het waren twee koningskinder“ Horae belg II Nr 14 behandelt ein ganz ähnliches Abenteuer von einem verliebten Prinzen, der als Weltweib verkleidet eine Königstochter entführt. Hoffmann von Fallersleben hält das Lied für alt. Auch die deutschen Texte, obgleich nur in Aufzeichnung des 18 und 19 Jahrhunderts erhalten, mögen alt sein, das verrät die Sprache in den zwei ersten Lesarten und bestätigt die bei Forster schon 1556 vorhandene Melodie. (Böhme, Liederhort I)
Es wirbt ein junger Grafensohn (1771)
Het waren twee koningskinderen goed (1800)
Das Weltweib
In Österreich da steht ein Baum der trägt Muskatenblumen (1841)
Es war ein junger Markgrafensohn (verkleidet) (1842)
Es war ein Herr ein junger Markgraf (1853)
Es freit ein reicher Kaufmannssohn (1928)
Verkleideter Freier
Anmerkungen zu "Es freit ein reicher Kaufmannssohn"
Aus vorangehenden Lesarten und einem Fragment aus Mittelfranken hat Scherer seinen Text im Jungbrunnen (Nr. 27) zusammengestellt. Ziemlich gleicher Text aus Westfalen bei Reifferscheid S. 112. „Es freit sich mal ein Grafensohn nach einer Königstochter“. Überarbeitet von Zuccalmaglio ist das Lied bei Kretschmer 2 Nr 79 „Küchenjunge und Königstochter!: „Habt ihr keinen Mann und wollt ihr keinen han“ (Abdr Mittler 191.)
Das hier besungene Abenteuer, nach welchem ein junger Markgraf als Mädchen verkleidet zu seiner Geliebten gelangte, ist später in dem franz Theaterstück Faublas aufs frivolste ausgesponnen. Der junge Baron von Faublas weiß seinen strengen Herrn Vater und dem schwachen Hofmeister zum Trotz das väterliche Haus zu verlassen und hat sich in die schöne Sophie de Pontis verliebt, die im Kloster der Ursulinerinnen erzogen wird.
Der Vater überrascht beide im Klostergarten will, aber von dem Verhältniss nichts wissen, da ihm Sophie nicht ebenbürtig scheint, sie ist eine Waise unbekannter Eltern. Faublas entführt aber Sophie, beide werden verfolgt und suchen ein Asyl bei Baron Chateauprès, der in Sophie seine vor 13 Jahren verlorene Tochter wieder erkennt. Diese Haupthandlung durchkreuzt als Episode ein Abenteuer des jungen Faublas, der in Verkleidung als Fräulein mit seinem Freunde Graf Rosambert einen Ball besucht und von der Marquise de Vernis unter ihre Fittige genommen wird, was zu Situationen führt, die an Lortzing’s Wildschütz erinnern, doch noch heikler find (s. Riemann Opernlexikon S 143)