Liedergeschichte: Siebensprung
Zur Geschichte von "Siebensprung": Parodien, Versionen und Variationen.
Ein ganz besonderer Tanz, der in Schwaben hin und wieder noch beim Erntefest zur Ausführung kommt, heißt „der Siebensprung“. Die Hauptrolle dabei hat der Tänzer. Er muss zu bestimmten Zeiten siebenerlei Bewegungen machen und zwar zwei mit den Füßen, zwei mit den Knien, indem er niederkniet, zwei mit dem Ellenbogen, den er nach einander auf den Boden stößt, und eine mit dem Kopfe. Dabei singt er:
Mach mir nur den Siebensprung
Mach mir’s fein alle Sieben
Mach mirs, daß ich tanzen kann
Tanzen wie ein Edelmann
’s ist einer!
Mit den letzten Worten wirft sich der Tänzer auf die Knie und berührt mit dem Kopfe die Erde, was die siebente Bewegung ist, und wobei das Mädchen um ihn herumtanzt. Dann wird der Vers wiederholt und mit denselben Bewegungen dazu getanzt. Am Schlüsse heißt es dann „Es sind zwei!“ Und so zählt der Tänzer mit siebenmaliger Wiederholung des Verses bis sieben. Dann geht es rückwärts und zwar mit denselben Bewegungen, indem er zählt: ’s sind sechs! ’s sind fünf … bis auf eins. Die Musik zu dem seltsamen Tanz wird „Schottisch“ genannt. Von den jüngeren Leuten können ihn nur sehr wenige ausführen.“
aus: „Erntegebräuche“, Illustrierte Zeitung (Leipzig. 1854, Nr. 582, S. 135)
Ei wie kan de zeven sprong (1770)
Zevensprong
Mach mir du die sieben Sprünge (1819)
Spiel mir mal die sieben Sprünge (Uckermark) (1850)
Tanz mir mal die Siebensprünge (Westfalen) (1856)
Syv spring (Dänisch) (1880)
Wer kann die sieben Sprüng (1905)
Könnt ihr nicht die sieben Sprüng (1905)
Weitere Varianten (alle im Liederhort II, S. 757) Kennt ihr nicht die Siebensprüng Kennt ihr nicht die sieben? Seht ihr, wie ich tanzen kann Ich tanze wie ein Edelmann Hopp! (Aus Westfalen (Kuhn, westfäl. Sagen u. Gebr. N, 44). Mach mir nur die Siebensprüng Mach...
Schon in Gräter’s „Idunna und Hermode 1814, S. 39 wird das schwäbische Erntefest, das Sichelhängen und der Siebensprung geschildert:
„Nun tritt auch ein flinker Schnitter auf und tanzt den Siebensprung. Dieser nicht allgemein bekannte, aber sehr alte Tanz wird nach einer eigenen Musik nur von Mannsleuten ausgeführt. In der Musik wird der letzte Ton mit Nachdruck ausgehalten und dazu vom Tänzer eine Stellung oder Sprung ausgeführt. Nach Wiederholung der Musik werden am Ende zwei Töne ausgehalten, zu welchem (nebst Repetierung des ersten) ein besonders ausgezeichneter Sprung erscheint, und so repetiert sich der Tanz siebenmal und bringt nebst jedesmaliger Wiederholung des vorigen einen neuen Sprung hervor, so dass am Ende alle sieben oft sehr seltsamen und possierlichen Sprünge und Stellungen nach einander folgen.“
(Deutscher Liederhort II (1895, Nr. 992C, S. 756)