Liedergeschichte: Maikäfer flieg
Laß mich gehn Mutter laß mich gehn (1914)
Lili Marleen (Originalfassung) (1915)
Mit der Melodie von Hans Leip vom April 1915 !
Flieg Kugel fliege (1915)
Maikäfer flieg hoch (1920)
Marienkäfer fliege (1920)
Ein Jäger aus Kurpfalz (Parodie) (1990)
Laut Böhme in „Deutscher Liederhort III“ (1894, Nr. 1852, S. 594f)
In den Maikäferliedern unserer Kinder liegen wieder uraltheidnische Erinnerungen verborgen. Mannhardt hat verschiedene Gesänge vom Herrgotts- und Marienkäferchen zusammengetragen, welches aufgefordert wird, in den Himmel zu fliegen, weil sein Häuschen brennt, sein Vater im Kriege ist, die Mutter weint und die Kleinen dort in Gefahr stehen.
Das Lied hat klar erkennbaren Bezug auf den Weltbrand, auf Wodans letzten Kampf und auf Holda’s himmlisches Brunnenreich, wo die Ungeborenen weilen. — In keinem der von Mannhardt gebrachten Texte erscheint jedoch Holdas Namen; er ist allen verloren gegangen.
Da hat der deutsche Gelehrte Karl Blind in London in einem Aufsatz: „Englische und deutsche Kinderlieder und Kinderspiele“ (Abdruck in der Voss. Ztg. Berlin I892 Nr. 181) aus seiner Jugendzeit ein in seiner Heimat, der badischen Pfalz, gesungenes Lied mitgeteilt, darin dieser Name enthalten ist. Es lautet:
Maikäfer, flieg!
Dein Vater ist im Krieg,
Deine Mutter ist in Holler-Land;
Holler-Land ist abgebrannt.
Juchhe!
In anderer Wortfassung ist das Liedchen auch in England und Schottland gekannt. Da wird dem Lady-Bird, dem geflügelten Boten unserer lieben Frau Holda, zugerufen, er solle heimfliegen, sein Haus stehe in Flammen, seine Kinder würden obdachlos.
Lady-Bird, Lady-Bird
fly away home
Your house is on fire
your children must roam
So singen die Kinder in der Grafschaft Norfolk. In andern Grafschaften:
Bishop, Bishop, Barnebee
tell me when your wedding be
if it be tomorrow day
take your wing and fly away
Fly to the east, fly to the west
fly to those who love you best