Liedergeschichte: In Böhmen liegt ein Städtchen
Zur Geschichte von "In Böhmen liegt ein Städtchen": Parodien, Versionen und Variationen.
Es handelt sich um ein sehr verbreitetes Soldatenlied, das, 1848 entstanden, immer wieder auf die neuen Kriege und Kämpfe umgesungen wurde (1859 Niederlagen der Österreicher in Italien; 1866 usw.); vgl. EB III Nr. 1383; Köhler-Meier, Mosel und Saar, Nr. 297; John Meier und Erich Seemann, Lesebuch des deutschen Volksliedes I, Berlin, 1937, Nr. 118~119 (mit Literatur).
In Böhmen liegt ein Städtchen (Sardinien) (1859)
Mit dem Einmarsch österreichischer Truppen beginnt am 29. April 1859 der Sardinische Krieg zwischen Österreich und dem Königreich Sardinien-Piemont und dessen Verbündeten Frankreich um die italienischen Besitzungen der Habsburger. 26. Mai/27. Mai: Schlacht von San Fermo 4. Juni: in der Schlacht von Magenta erleidet Österreich...
In Sachsen liegt ein Städtchen (Lied vom Aal) (1874)
Wir leben hier in Frieden (1878)
In Böhmen liegt ein Städtchen (1880) (1880)
In Sachsen liegt ein Städtchen (1903)
In Sachsen liegt ein Städtchen (Crimmitschau Streik) (1903)
In Deutschland liegt ein Städtchen (1914) (1914)
In Hessen liegt ein Städtchen (1914)
Im Elsaß liegt ein Städtchen (1915)
In Bayern liegt ein Städtchen (1918)
Abgedruckt bei Schuhmacher, Soldatenlied, S. 176f., der hierzu bemerkt: „Vielleiht noch weiter als das angezogene Berliner Lied war im Heer die zersungene Form „In Böhmen liegt ein Städtchen“ (Anfang auch: „Im Jahre 1914“) verbreitet, nur war die miese Stimmung nicht überall so stark ausgedrückt wie...
Schuhmacher, Soldatenlied, S. 215, sagt zu dem Weltkriegslied: „In Böhmen (Bayern, Lothringen usw.) liegt ein Städtchen“ oder „Im Jahre 1914, da brach der Weltkrieg aus“: „Sehr weit verbreitet, in letzterer Form besonders unter Hessen (Inf.-Regt. 115-118) viel gesungen.“ Dort auch Quellen- und Literaturhinweise. Vgl. noch Schwagmeyer, Kamerad, Nr. 166. – Ströter und Seifert: s. D. – *Künzig, Bad. Soldaten, S. 158 (Lit.). – DVA A 72 042 (Bei Berlin da . . .). – ALA, Günther Dobrski, Freiberg.
Während in den drei oben angeführten Fassungen diesem 1914~1918 beliebten Soldatenlied das Hungerthema hinzugefügt wurde, geht D noch weiter – bis zur Revolutionslosung. Es ist eine interessante Übergangsform von den oppositionellen Liedern des Weltkriegs zu den Liedern der Revolution. Verständlich, daß die revolutionären Arbeiter später dieses ihnen lıeb gewordene Lıed aufnahmen und zum revolutionären Arbeiterlied auf ihre gefallenen Kameraden umformten, s. Nr. 284. „Im Ruhrgebiet …“
Die Hungerstrophe ist in A, C und D als Str. 4 an den alten Text angehängt, in B an den Anfang gestellt. Der „alte Text“ des Liedes ist in diesen (und in den meisten aus dem Weltkrieg stammenden) Fassungen dreistrophig – das Endergebnis der Entwicklung
dieses Soldatenliedes aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit seinem ursprünglich dreimal so langen Text. Eine knappere Darstellung (Garnison _ Ausbruch des Weltkrieges und Abschied von den Mädchen – Massengrab, die letzten 3 vom Bataillon) ist nicht mehr möglich: „Im Elsaß liegt ein Städtchen„