Die mächtige Pinie, die schönste der Kiefernarten, ist ein südlicher Baum. Er ist von altersher im Süden einheimisch und war ehemals wie Fichte und Tanne dem Dionysos, dem Zeugungsgotte, heilig. Die Thyrsosstäbe des Gottes, seiner Begleiter und Begleiterinnen waren mit Pinien- oder Tannenzäpfen gekrönt. Diese Zapfen erinnerten die Griechen lebhaft an ein aufgerichtetes männliches Glied, und ihr Reichtum an Körnern galt als Symbol der Fruchtbarkeit. Die Körner, welche die Pinie, die „Nußkiefer“ Südeuropas, so massenhaft trägt, sind länglich weiß, sehr ölig (gegen 5000). Sie schmecken mandelartig, und man gebraucht sie sehr gut statt Mandeln und Haselnüsse. Wie diese und wie die Pistazien galten sie in älterer Zeit als ausgezeichnetes Aphrodisiacum (Mattioli), daher man sie auch „Kraftnüßlein“ nennt. In Milet war übrigens die Pinie der Demeter heilig. Die griechischen Frauen ruhten und saßen auf ihren Zweigen, um zu dem Feste der Göttin die nötige Enthaltsamkeit zu, erlangen.
in Volkserotik und Pflanzenwelt (1908)
Medien: Volkserotik und Pflanzenwelt
Vergleiche auch:
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