Liederlexikon: Hexe

| 2017

Hexe, richtiger Hägsche, da das Wort altniederdeutsch hagedisse oder hagetisse, althochdeutsch hagezisse oder hagezusa lautet, nach Grimm von hage, gewandt, kunstgeübt, nach Simrock wahrscheinlicher von hag (Hain), dem fanum der göttlichem Jungfrauen oder Idisen (s. d.), so dass wir uns in ihnen ursprünglich entweder Hainpriesterinnen oder den Walküren verwandte Waldgöttinnen zu denken haben.

Noch deutlicher bezeichnet sie als solche der Name Wålrîderske, den sie in niederdeutschen Gegenden führen, und dadurch erklärt es sich auch, warum sie durch die Lüfte reiten, Wetter machen, an Gelagen teilnehmen, welche der in den Teufel verkehrte Wuotan abhält, und sich vorzugsweise in Katzen verwandeln, die der Freyja heilig waren.

Allmählich haben sich jedoch nicht nur manche Züge von den alten deutschen Priesterinnen auf sie vererbt, sondern es ist auch vieles von den Zauberinnen andrer Völker, namentlich den griechischen und römischen (lat. lamia, saga, striga, ital. strega, engl. hag oder witch, span. hechicera, franz. sorcière), auf sie übertragen worden.

Der Glaube an Hexen war, wie wir aus Theokrit, Horaz und Lukianos ersehen, im Altertum vollkommen ausgebildet; aber die Voraussetzung eines besondern dazu erforderlichen Bündnisses mit dem Teufel entstand erst nach der Christianisierung der germanischen Welt, als die heidnischen Feste und Versammlungen bei Todesstrafe verboten waren und die treu gebliebenen Anhänger des frühern Glaubens heimlich des Nachts zusammenkamen, um die abgesetzten Götter zu verehren und die gewohnten Festlichkeiten zu begehen.

Da es vornehmlich die alten Frauen waren, welche die althergebrachten Bräuche bewahrten und ausübten, kamen sie in den Verdacht der Zauberei, und da die Teilnehmer an den nächtlichen Zusammenkünften selbst die meisten Märchen von gefahrvollem Teufelsspuk aussprengten, um ihre ebenso abergläubischen Verfolger zurückzuschrecken, entstand sehr bald die Meinung, dass die Hexen im Bund mit dem leibhaftigen Teufel ständen und in seinem Dienst alles Unheil, welches über Ortschaften, Familien und Personen hereinbrach, verursachten.

Einzelne hell denkende Männer, wie Agobert, Erzbischof von Lyon (gest. 840), und Burkhard, Bischof von Worms (gestorben um 1025), traten zwar schon damals gegen diesen Glauben auf; aber ihre Stimme verhallte in dem Zetergeschrei des unwissenden und fanatischen Priesterheers.

Wie schon in den alten römischen Gesetzen, so wurden auch später wiederholt Gesetze gegen Hexen und Zauberer erlassen; aber das Unheil wurde erst vollständig, als die Kirche den Aberglauben des Volkes autorisierte, indem sie die Inquisition gegen die Hexen und Zauberer zu Hilfe rief.

(Meyers Konversationslexikon, Vierte Auflage, 1885-1892, 8. Band, S. 502)

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