Joseph lieber Neve min

Fassung um 1440

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Joseph lieber Neve min

Joseph, lieber Neve min
Hilf mir wiegen das Kindelin
Daß Gott müeße din Lohner sin
In Himmelrich
Der Maide Kind Maria

Gerne, liebe Muehme min
Ich Hilfe dir wiegen din Kindelin
Daß Gott müeße min Lohner sin
In Himmelrich
Der Maide Kind Maria

Nun freu dich christenliche Schar!
Der himmelische Kunig klar
Nahm die Menschheit offenbar
Den uns gebar
Die reine Maid Maria.

Es füllen alle Menschen zwar
Mit ganzen Freuden kommen dar
Da man sind der Seelen Nar
Die uns gebar
Die reine Maid Maria

Uns ist geborn Emanuel
Als uns verkündigt Gabriel
Deß ist Gezeuch Ezechiel
O frommes el!
Dich hat geborn Maria

O ewiges Vaters ewiges Wort
Wahr‘ Gott, wahr‘ Mensch, der Tugend Hort
In Himmel, in Erde, hie und dort
Der Salden Pfort
Den uns gebar Maria.

O süer« Jesu, auserkorn
Du weißt wohl, daß wir warn verlorn
Stille uns deines Vaters Zorn!
Dich hat geborn
Die reine Maid Maria.

O himmlisch Kind, o großer Gott
Du leidest in der Krippen Not
Der Sünder hier vor Händen Hot
Der Engel Brot
Das uns gebar Maria.

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1936 „Weihnachtslied beim Kindelwiegen“, 14. Jahrhundert)

Text und Melodie nach der Papierhandschrift der Leipziger Univ.-Bibl. Nr. 1305, aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Hoffmann, Geschichte des Kirchenliedes Nr. 247 und 65, machte zwei Lieder daraus: Str. 1 und 2 Wiegenlied, 3—8 besonderes Weihnachtslied.

Liederthema:
Liederzeit: vor 1440 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Anmerkungen zu "Joseph lieber Neve min"

Aus den lateinischen Anmerkungen in der Handdschrift geht hervor, daß dieses deutsche Lied strophenweise abwechselnd mit lateinischen Gesängen abgesungen wurde:

Tune chorus impleta. tunc iterum: Nobis rex apparuit, per ordinem cum isto versu: Quia viderunt. Post hoc: Magnum nomen. Tunc ulterius: Christus natus hodie. Tunc  Maria: „Joseph, lieber neve min“. Joseph respondit: Geme, liebe mueme min. Servus Joseph: (folgt 3. Str.).

Weiter heißt es wieder: Tune chorus impleta. Tunc cantiones: Nobis rex apparuit. Tunc: Quod pasti. Et iterum: Magnum nomen. Tunc sequitur: Natus est Emanuel. Maria: „Joseph, lieber neve min“. Joseph: „Gerne, liebe mueme min“. Servus Joseph: (folgt 4. Sttophe).

So geht es fort. Der Wechsel der Gesänge bleibt derselbe, nur statt der gesperrt gedruckten lateinischen Gesänge werden andere eingesetzt und der Servus singt immer eine neue Strophe vom deutschen Liede.

Ein sehr ähnlicher Text (ohne Str. 3 und mit unbedeutenden Varianten) findet sich mit Melodie unter den Liedern des Mönchs von Salzburg im Cod. germ. Monac. 715. Abdr. bei Hoffmann, Geschichte des Kirchenliedes, Nr. 246. Da stehen ebenfalls Bemerkungen, aus denen hervorgeht, daß das Ganze ein Zwiegesang mit Chor war:

„Zu den Weihnachten der frölich Hymnus: A solis ortus cardine, und so man das Kind wiegt über das Resonet in Laudibus, hebt unser Frau an zu singen in einer Person: Joseph, lieber neve min. So antwort in der andern Person Joseph: Gerne, lieber mueme min. Darnach singet der Chor die andern Vers in einer diener weis, darnach den Chor.“