Ich setz ein Streit (Musik und Jägerei)

Ich setz ein Streit (Musik und Jägerei)

Der Dichter:
Ich setz ein Streit
Musik und Jägerei
welches die schönste sei
und größte Freud?
Jedes beglücket
erquicket das Herz
jedes Melancholei
vertreibt und Schmerz

Der Jäger:
Seht die Begierd
Die stets der Waidmann tragt,
Wann er dem Wild nachjagt
Das er gespürt.
Er acht’t kein Laufen
Kein Schnaufen
Nur fort
bis er das Wild ertappt an seinem Ort

Der Musikus:
Wie manche Nacht
Mit Serenaden-Sang
und süßem Lauten-Klang
Wird zugebracht
Das Frauenzimmer
Wird immer
Verführt,
wenn ein Arion das Saitenspiel rührt

Der Jäger:
Ein Fuchs, ein Has!
Hirsch, Reh und hauend’ Schwein
Soll’n meine Beute sein
Ein Freud, ein G’spaß
Wenn, ohn‘ Verhoffen
Getroffen
im Wald
Durch Waidmanns Pulverknall zu Boden fallt.

Der Musikus:
Was soll das mir?
Zähmte nicht Orpheus
Fels, Wald und Rauschefluß
all wild Getier?
Fama wird können
bekennen
dir frei
Dass d’Musik schöner sei als d’Jägerei

Der Dichter:
Das ist gewiß
dass jenem d’Musik sei
diesem die Jägerey
wie Zucker süß
jedes beglücke
erquicket
wie Brust
wer beide liebt und übt hat Götterlust

Text und Melodie: Valentin Ratgeber, Augsburger Tafelkonfekt, Augsburg 1733
in: Hundert Jägerlieder (1937)

Liederthema: ,
Liederzeit vor 1733 - Zeitraum:
Stichwort:


Ähnliche Lieder: