Es gibt kein schöneres Leben als die Schützengräben

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´s gibt kein schön´res Leben
als die Schützengräben
eifrig auszubuddeln früh und spät
Immer mußt du schuften
und darfst nicht verduften
bis der Graben fix und fertig steht
Ob die Stürme brausen
und dein Haar zerzausen
ob die Sonne heiß vom Himmel brennt
Ob es gießt in Strippen
immer mußt du schippen
Schippen, Schippen ist dein Element

Kaum, daß krähn die Hähne
mußt du uf de Beene
denn um sechse fängt der Dienst schon an
mit dem Henkeltöpfchen
an dem Jackenknöpfchen
tritt zur Kaffeeküche Mann für Mann
Doch nicht lange nippen
darfst du, weil zum Schippen
das Kommando „Angetreten“ klingt
Und dann heißt´s sich plagen
ohne zu verzagen
bis die schöne Frühstückspause winkt

Schönste Arbeitspause
wenn man von zu Hause
traulich plaudern kann im Unterstand
wenn man froh dann futtern
was zu Haus von Muttern
man als Liebesgabe kriegt gesandt
Wenn Erinnerungen
die schon längst verklungen
man im Kreis der Freunde neu erweckt
und die müden Glieder
man zur Ruhe wieder
wohlig für ein halbes Stündchen streckt

Zeigt die Uhr auf Neune
zieht man wieder Leine
jeder an den angewiesnen Ort
Eine Schippkolonne
geht planiern mit Wonne
eine andre sticht den Rasen fort
Der zersägt die Äste
und ein andrer feste
schlägt sie in die Erde ein geschwind
Andre fleiß´ge Hände
bauen Unterstände
die vor schwersten Bomben sicher sind

Schöne Wohlgerüche
strömen aus der Küche
wohin mittags man mit Hunger eilt
stets erfreut gewaltig
weil so mannigfaltig
ist die Mahlzeit, die man dort verteilt
Heute darfst du löffeln
Graupen mit Kartöffeln
morgen Erbsen, eingekocht mit Speck
Dann gibt´s dicke Grütze
selbst bei größter Hitze
und das Fleisch ist meistenteils schon weg

Doch bald heißt es „weiter“
und du buddelst heiter
schmeckt auch manchmal schlecht die Arbeit dir
Endlich, wie erlabend –
Tönt es „Feierabend!“
und ein jeder eilt in sein Quartier
Ach, nicht Federbetten
zieren unsre Stätten
Mann an Mann liegt dich gedrängt auf Stroh
Doch da alle friedlich
ist es urgemütlich
und bei gutem Willen geht´s auch so

Wenn ein stolzer Frieden
uns dereinst beschieden
und wir in die Heimat kehrn zurück
wenn man dann die Lieben
die daheim geblieben
froh begrüßt, welch Freude, welches Glück
Kamerad indessen, ewig unvergessen
bleibt das hier geknüpfte Freundschaftsband
und was wir geschaffen
wenn auch ohne Waffen
für das teure deutsche Vaterland

Text und Musik: unbekannt –
Text aus dem ersten Weltkrieg, auf ähnlich beginnende Soldatenlieder und das Räuberlied „Es gibt kein schönres Leben
in: Weltkriegs-Liedersammlung (1926)

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Liederzeit: vor 1914 : Zeitraum:
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