Behaglich sitz ich in Bordeaux (Poincaré)

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Behaglich sitz ich in Bordeaux
bei einem guten Tropfen
indes Mariannchen irgendwo
das Fell sich läßt verklopfen
Der Ritter Schorsch von England spricht
daß bald´ge Rettung winke –
Ich aber trau dem Frieden nicht
und trinke, trinke, trinke

Bestimmt war doch im Völkerrat
daß Frankreichs Waffen siegen
und schändlich find ich´s in der Tat
daß wir nun Kloppe kriegen
Für deutschen Blei- und Pulvergruß
ist mir mein Bauch zu schade
Drum nahm ich mein Gepäck und blus
tut! tut! – zur Retirade

Der brave Bruder Nicolas
welkt hin als wie ein Röschen
er depeschiert ohn´ Unterlaß
nach wasserdichten Höschen
Sind diese nicht nach seinem Sinn
droht er mich zu verprügeln
Ich schick ihm nächstens Micheln hin
der wird sie ihm schon bügeln

In Belgien zu Antwerpen lebt
ein Freund mir, ein gelackter
wenn er nach England jetzt entschwebt
so zeigt das von Charakter
Er stellt wie ich sein Glück und Ehr´
aufs Rückwarts-sich-bewegen
In England aber findet er
viel freundliche Kollegen

Noch blickt Freund Peter auf mich hin
und hofft, daß ich mich halte
denn was ich für ein Trottel bin
das weiß nur meine Alte
Mein Präsidentenstolz und so
war ach nur eitel Schminke
drum sitz ich lieber in Bordeaux
und trinke, trinke, trinke

Text: Otto Wenck –
Musik: auf die Melodie von Im tiefen Keller sitz ich hier
in Weltkriegs-Liedersammlung (1926)

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Liederzeit: vor 1914 : Zeitraum:
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