Es kamen zwei Pantoffeln herein

Es kamen zwei Pantoffeln herein
Ade! ade, ade!
Was wollen die zwei Pantoffeln herein?
Ist wohl der Herr Pastor zu Haus?
Was soll der Herr Pastor zu Haus?
Wir wollten ihm ein Briefchen schreiben
Was soll denn in dem Brieschen stehn?
Die .jüngste Tochter Braut soll werden
Die jüngste Tochter geben wir nicht
Dann schmeißen wir die Scheiben ein
Dann machen wir die Schaltern zu
Dann stecken wir das Häuschen an.
Dann löschen wir’s mit Apfelwein, —
Der Herr Pastor hat uns erlaubt
Die jüngste Tochter soll werden Braut

Bei diesem Brautwerbe-Lied schreiten die zwei Brautwerber auf die in langer Reihe neben einander aufgestellte Familie der Braut zu und bei dem Rundreim wieder zurück; es antwortet ihnen, mit Sang und Schritt, die Familie der Braut. So geht’s in lebhaftem Wechselspiele bis zum Schluß. — Die Pantoffeln bedeuten die Brautschuhe, wie noch heute an manchen Orten die Braut während des Hochzeitsmahles beschuht oder auch auf scherzhafte Weise entschuht wird, wie auch König Rother einst als Brautwerber in Byzanz die Königstochter beschuhte. Das Ade klingt schon wie das Klagelied der vom Elternhause scheidenden Braut (Lewalter II, 35).

in Kasseler Kinderliedchen (1891, Nr. 213)


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Dieses Spiel wurde „am Valentinstage , also an dem Tage aufgeführt, wo das Vielliebchen ( die Braut auf ein Jahr ) erwählt, oder – was dasselbe ist – die sonderbare Sitte der Mädchenausrufung ( Mailehen ) stattfand, ein halbrechtlicher Brauch , der schon zur Ritterzeit (als Knappenehe und Sommerbuhlen) gekannt war und bei den Bauern seit Anfang des 14. Jahrhunderts im Ring von Wittenweiler mit dem dazugehörigen Lied nachweisbar ist.“ (Über das Mönch- und Nonnenspiel, Böhme, 1897)

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