O kommt herbei von Ost und Norden

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O kommt herbei von Ost und Norden
schaut unsrer Berge hehren Kranz
die Alb mit ihren Felsenborden
beleuchtet von der Sonne Glanz
Von Wollenherden hier beweidet
würzreiche Hügel sanft und mild
von Buchenwäldern überkleidet
dort schroffe Höhen, öd und wild

Doch was dich noch am Schönsten schmücket
dich Land der Heimat Schwabenalb
was jedes Wanderers Aug entzücket
sind deine Burgen allenthalb
Auf ragen sie im Glanz der Sonnen
hoch oben in der Lüfte blau
von Efeuranken übersponnen
zerfallner Türme Morgengrau

Im Süden fern grüßt mich die Höhe
der heiligen Dreifaltigkeit
Zwei Berge, wenn ich nordwärts gehe
den alten Göttern einst geweiht
Du Berg der Rosse, Beg der Farren
samt den Genossen recht und schlecht
wie lang schon mögt ihr niederstarren
auf dieses menschliche Geschlecht

Und geh ich wandern, geh ich häufen
mein Lob zu einem Wanderpsalm
so grüsst von ferne mich der Reuffen
und Hohenurach und Achalm
Vom Lautertale grüßt herüber
von luftger Höhe mich die Teck
und über Wälder Nebeltrüber
winkt Helfenstein und Staufeneck

Im Norden seh ich einsam ragen
den Staufen auf im Witwenkleid
und Rechberg auch und möchte klagen
ob der versunknen Herrlichkeit
Doch fern im Süden, dir mein Zollern
mit deinem stolzen Fürstenschloß
weih ich dies Lied mit einem vollern
Anklingen auf den Kaisersproß

Doch klagen nicht, noch lang betrauern
laßt uns des Schönen irdisch Los
voll Felsennelken stehn die Mauern
um moos´ge Trümmer rankt die Ros
Nicht klagen laßt uns der Ruinen
nicht neiden ihren einstgen Glanz
nein, freuen uns, daß jetzt sie dienen
zum Schmucke unseres Schwabenlands

Text: Wagner , Warmbronn , 1893
Musik: auf die Melodie von Sind wir vereint zu guten Stunde ()
in Albvereins-Liederbuch (ca. 1900)

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Liederzeit: vor 1893 : Zeitraum:
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