Frisch blickt auch ich als junger Bursch ins Leben

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Frisch blickt auch ich als junger Bursch ins Leben
Keck hatt´ ich mir gesteckt das höchste Ziel
Kein Mädchenherz konnt´ lang mir widerstreben
Und doch war´s eine nur, die mir gefiel
Da war ich jung, so recht von Herzen froh
Ein übermüt´ger Studio.

Ein Turner, kraftgestählt, noch klar die Augen
noch ungetrübt vom Bücherstaub und hell
Studierte, was mir grade schien zu taugen
Den Freunden war ich ein gut Zechgesell
Noch war ich jung, so recht von Herzen froh
ein übermüt´ger Studio

Jüngst trieb es mächtig mich, nach Haus zu wandern
die Sehnsucht eilt voraus dem flücht´gen Fuß
Ich sah mein Lieb am Arme eines andern
sie wandte scheu sich ab bei meinem Gruß
Das schnitt ins Herz, trüb wurde mir´s und schwer
war nicht der frohe Studio mehr

Sah, daß so viel Semester schon von dannen
und doch war mir´s im Kopf noch wirr und kraus
Jetzt gilt´s den Sinn in scharfe Zucht zu spannen
da schlägt er manchmal um so toller aus
Der alte Bund (der Freunde Rund´) sich stark gelichtet hat
Der Studio heißt: Herr Kandidat.

Hab´ ich mal ausgereckt die steifen Glieder
hör  wieder Schläger dröhnen, hellen Sang
Schau ich dem Freund ins Aug´, klingt alles wieder
was einst so froh dem jungen Bursch erklang
Werd´ wieder jung, stets will ich bleiben so
im Herzen nur ein Studio

Text: H. Wunderlich (1881)
Musik: auf die Melodie von Dort wo der alte Rhein
in: — Albvereins-Liederbuch (ca. 1900) — CC Liederbuch (1940)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1881 : Zeitraum:
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