Ein trostlos Land dies Yankeeland

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Es ist ein trostlos Land dies Yankeeland:
Die Blumen blühen, aber duften nicht,
Die Vögel flattern, aber singen nicht,
Die heimischen Trauben haben keinen Saft,
Der Winter ist sehr lang und rauh und kalt,
Und statt des Frühlings gibt es Sommer nur

Trostloser aber ist dies Yankeevolk:
Selbstsüchtig immer auf Erwerb erpicht
Versteht zu rechnen und zu spekuliern.
Und wie sein Körper stets in Arbeit ist,
So ruht sein Geist auch nie und unternimmt
Was irgend Vortheil bringt und bringen kann.

Es gönnt sich keinen weiteren Genuß,
Die Freude an der Natur, an Poesie,
An heiterer Gesellschaft ist ihm fremd.
Es kann nicht singen, kann nicht musizieren
Doch Geld verdienen, Geld besitzen, ja,
Das ist die Kunst, die es vortrefflich kann.
Wenn im Geschäft nicht ausreicht Redlichkeit,
So weiß der Yankee sich zu helfen noch:
Der Humbug hilft, und der Betrogne wird Verlacht,
und der Betrüger wird gelobt
Und ist ein smart fellow, ein Ehrenmann.

Der Yankee fühlt sich politisch frei,
Und freier als ein andres Menschenkind,
Doch fühlt er nicht, wie er ein Sklav nur ist
Von seines Stammlands Überlieferung:
Er kann im Frack nur und im Hute gehn,
Und muß der Sonntagsfeier streng Gebot Verfolgen ganz genau,
und wenn er so Der Kirch‘ und seinem Gott genug gethan,
Ist er ein guter Christ und Gentleman
Sonst kann er schlecht und niederträchtig sein,
Grob, eklig, eigennützig, mitleidslos.

0 möchte doch das deutsche Element
Nicht untergehn in diesem Yankeepfuhl,
Und blühn wie eine Wasserlilie rein
Zu Gottes und des Vaterlandes Preis!

Verfasser Hoffmann von Fallersleben , 26. Januar 1871.

Hoffmann von Fallersleben schrieb besonders in dieser Zeit des deutsch – französischen Krieges und des allgemeinen nationalen Taumels ordentlichen Mist zusammen, aber er stand mit seiner Ansicht über die Amerikaner beileibe nicht alleine da, deshalb ist dieser Text hier wieder gegeben.

Liederthema:
Liederzeit: vor 1871 : Zeitraum:
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